Die Zeiten, in denen Innenwände und Außenfassaden nur mit den üblichen Techniken zwischen Putz, Stuck, Farbe, Tapete und Holz verziert wurden, sind längst passé. Insbesondere Paneele aus Metall haben in jüngster Vergangenheit einen äußerst kometenhaften Aufstieg zum Material der Wahl für zahlreiche Anwendungen innen und außen erlebt und werden nicht zuletzt bei einer Reihe von aufsehenerregenden Fassaden auch von der architektonischen Fachwelt gefeiert.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass Metall nicht zwingend nach einer blanken, geschlossenen Fläche aussehen muss. Tatsächlich existieren verschiedene Möglichkeiten der Metallbearbeitung, um den Paneelen ein einzigartiges Aussehen zu verleihen. Und das Beste: Viele dieser Techniken lassen sich überdies miteinander kombinieren. Einen Einblick in diese multiplen Optionen liefert der folgende Beitrag.
Pulverbeschichten
Bei derart vielfältigen Möglichkeiten der Metallbearbeitung ist es probat, eine Auflistung von einfach nach komplex zu verfolgen. Die Pulverbeschichtung gehört in diesem Sinn eher in die erste Kategorie.
Was die Pulverbeschichtung von der noch zu nennenden Lackierung abhebt, ist die Tatsache, dass erstgenannte Technik ungleich robuster vor allem gegen mechanische Beanspruchungen ist. Sie ist deshalb eine sehr gute Wahl für Eisenmetallpaneele im Außenbereich sowie ganz allgemein dort, wo es häufig zu Kontakt kommen kann – beispielsweise bei Innenraumpaneelen hinter Sitzmöglichkeiten, wo es recht wahrscheinlich ist, dass die Sitzenden sie häufig mit dem Hinterkopf berühren.
Dabei ist die Pulverbeschichtung ein ganz konkreter Ablauf. Schematisch dargestellt geht es folgendermaßen:
- Die Oberfläche des Paneels wird gereinigt und ggf. mit einer Konversionsschicht überzogen.
- Das Lackpulver, ein sehr feinpudriges Polymer, wird in einer speziellen Lackiermaschine oder -pistole elektrostatisch aufgeladen. Dadurch haftet es beim Auftragen auf dem Paneel ungeachtet der Schwerkraft.
- Da das Paneel in diesem Fall elektrisch leitfähig ist, folgen die Pulverpartikel den elektrischen Feldlinien und gelangen so selbst auf die Rückseite des Werkstücks.
- In einer Trockenkammer wird das pulverbestäubte Werkstück auf eine Temperatur gebracht, die für ein Aufschmelzen des Polymers ausreicht. Dadurch verbinden sich die einzelnen Pulverpartikel zu einer geschlossenen Oberfläche und haften zudem sehr gut am Metall.
Das Ergebnis ist ein Paneel, das nicht nur in jeder Farbnuance und im Glanzgrad gesteuert werden kann, sondern bei dem es durch die Wahl des Pulvers auch möglich ist, bestimmte Oberflächeneffekte zu erzielen; beispielsweise Hammerschlag.
Jedoch: Noch ist es technisch sehr aufwändig, mehrfarbige Pulverbeschichtungen zu erzielen, weil es schwierig wäre, beim Trocknen einer zweiten Farbe das Aufschmelzen der ersten zu verhindern.
Lackieren
Lackieren ist in diesem Sinne eine deutlich vielfältige und bei Auswahl der richtigen Lacke und hochwertiger Vorbehandlung recht robuste Alternativmöglichkeit. Jedoch mit einem signifikanten Unterschied: Dadurch, dass hier selbstaushärtende 1- und 2K-Lacke zum Einsatz kommen, ist der Verbindung von Farben in mehreren Schichten kein Limit gesetzt.
Lackierungen eignen sich deshalb vor allem für solche Paneele, bei denen eine aufsehenerregende Optik gewünscht ist.
- Freie Arbeiten mit Pinsel und Airbrush
- Einsatz von Lackierschablonen
- Wisch-, Roll- und Wickeltechniken
- Deckende oder durchscheinende Lackierungen (auch in Kombination)
- Verschiedenste Oberflächenanmutungen
Dadurch ist nicht nur eine Farbsteuerung möglich, sondern den Metallpaneelen kann jeder gewünschte Look gegeben werden. Mit der richtigen Technik können sogar andere Materialien ohne deren Nachteile täuschend echt imitiert werden.
Verätzen und Oxidieren
Sowohl Eisen- wie Nichteisenmetalle können durch chemische Reaktionen eine völlig andere Anmutung bekommen. Dementsprechend gibt es hier durch den Einsatz von Säuren und Laugen sowie Sauerstoff sehr viele Möglichkeiten, eine aufsehenerregende Optik zu erhalten – und dies durch die Verfügbarkeit entsprechender Mittel auch für Handwerksbetriebe selbst; ohne also auf Drittfirmen angewiesen zu sein.
Sämtliche hier mögliche Techniken aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Beispielhaft sei deshalb forciertes Oxidieren von Eisenmetallpaneelen genannt, der sogenannte Edelrost.
Dabei wird ein gereinigtes (= blankes) Eisenmetall entweder gezielt der Witterung ausgesetzt oder dies wird durch den Einsatz von Salzwasser, Essigsäure oder speziellen Lösungen beschleunigt und kontrolliert.
Das Ergebnis ist eine gezielt verrostete Paneeloberfläche. Allerdings ist es danach zwingend nötig, weiteres Oxidieren möglichst zu unterbinden. Zunächst muss das Werkstück deshalb durch den Einsatz von destilliertem Wasser von sämtlichen rostfördernden Bestandteilen gereinigt werden. Nach der Trocknung ist es dann nötig, das Metall gänzlich vom Luftsauerstoff abzukapseln. Hierfür eignen sich grundsätzlich Klarlacke, jedoch hält der Handel auch andere Konservierungsmittel bereit – mitunter beispielsweise der Fahrzeugrestaurationsszene entliehen.
Diverse Perforationen
Bis hierhin zeigen sich Metallpaneele weiterhin in Form glatter, geschlossener Oberflächen. Dabei muss es jedoch nicht bleiben. Entweder als für sich alleinstehende Maßnahme oder in Verbindung mit anderen genannten Techniken bietet es sich an, durch gezielten Materialabtrag Muster hervorzurufen.
- Das bedeutet, stark vereinfacht gesprochen, das Paneel wird mit kontrollierten Löchern versehen. Das hat eine Reihe von Vorteilen:
- Es kann durch die Löcher eine zweite optische Ebene hervorgerufen werden.
- Je nach Art und Anzahl der Perforation sowie dem Aufstellungsort wird die Windlast auf das Paneel beträchtlich reduziert. Beispielsweise bei einer Verwendung als freistehender Sichtschutz im Außenbereich.
- Es findet eine kontrollierbare Hinterlüftung statt, die zahlreichen Feuchtigkeitsproblemen entgegenwirken kann.
Welche Technik hier zum Einsatz kommt, ist ebenso vielfältig wie bei den zuvor genannten chemischen Verfahren. Die vor allem in der Serienfertigung wichtigste Vorgehensweise dürfte das Stanzen oder sein etwas präziseres Derivat, das Feinschneiden, sein. Allerdings sind hier auch deutlich freiere Verfahren denkbar. Maschinell seien hier vor allem das Wasserstrahl- und Laserschneiden erwähnt.
Händisch sind zudem durch die Verwendung von Plasmaschneidern Formgebungen möglich, die erst kurz vor der Paneelmontage, selbst vor Ort, aus dem Blech herausgeschnitten werden.
Dreidimensionales Verformen
Abermals handelt es sich um eine Technik, die sehr viele verschiedene volltechnisierte und manuelle Herangehensweisen kennt. Immer geht es darum, das flache, geradezu zweidimensionale Metall durch Krafteinwirkung in der dritten Dimension zu verformen.
Die wohl bekannteste Variante sind eingeprägte Sicken verschiedener Geometrien. Allerdings sind hier nicht zuletzt durch CNC-Maschinen auch sehr viel freiere Formgebungen möglich – bis hin zu Fassaden, die wahllos in sich verbogen wirken und bei denen kein Einzelpaneel dem anderen ähnelt.
Ebenfalls erwähnt werden muss hier das Hydroforming: Ein auf Flüssigkeit basierendes Verfahren, das in vielerlei Hinsicht dem Tiefziehen ähnelt, bei dem allerdings der Kraftfluss in genau umgekehrter Richtung verläuft. Zudem gibt es in Form der Stoßwellentechnik eine neuere Methode, die noch freiere Formgebungen erlaubt.
Sprengplattieren
Eigentlich müsste das Sprengplattieren im vorherigen Kapitel des dreidimensionalen Umformens erwähnt werden. Aufgrund der sehr spektakulären Vorgehensweise und den äußerst spannenden Möglichkeiten verdient es jedoch eine gesonderte Erklärung.
Basis ist der physikalische Grundsatz, dass Masse multipliziert mit Geschwindigkeit sehr große kinetische Energie erzeugen kann. Und wenn die Geschwindigkeit groß genug ist, können deshalb selbst winzige Massen ein Blech entscheidend „prägen“.
Dazu wird das Paneel mit Elementen belegt, deren Form wiedergegeben werden soll. Aufgrund der Technik können hierfür theoretisch und praktisch selbst ultraleichte, filigrane und empfindliche Gegenstände wie beispielsweise Blätter und Federn verwendet werden.
Auf diese Kombination wird eine deutlich härtere (= schwieriger verformbare) Platte als Gegenstück gelegt. Diese Platte ist wiederum mit Sprengstoff bedeckt.
Wird dieser gezündet, beschleunigt er die Platte und die darunterliegenden „Stempel“ mit bis zu 5000 m/s in Richtung des Paneels – und drückt so den Stempel ungeachtet seines leichten Gewichts und seiner vielleicht empfindlichen Struktur in das Blech hinein.
Welche Möglichkeiten sich daraus ergeben, um ein Blechpaneel zu verzieren, wird sich der geneigte Leser ausmalen können.