Die Zeiten, in denen Handwerker Außenfassaden und Innenwände nur mit den klassischen Techniken wie Putz, Farbe, Tapete oder Holz bearbeiteten, sind längst vorbei. Heutzutage wird den Handwerkern einiges mehr an ganzheitlichen Dienstleistungen abverlangt. Denn die Kunden haben immer häufiger eine persönliche Vision von perfekten Räumlichkeiten. Und genau diese Vision muss von einem Handwerker umgesetzt und auf Kundenwunsch manchmal sogar erweitert werden.
Worum geht es? Handwerker sollen vermehrt innovative Dienstleistungen erbringen und den Kunden einen umfassenden Service anbieten. So kommt es nicht selten vor, dass Kunden erklären, sie hätten beispielsweise einen bestimmten Esstisch mit Stühlen gekauft, woraufhin der Handwerker diesem Design entsprechend weitere Möbelstücke in die Räumlichkeit anpassen soll.
Raumlösungen Hand in Hand mit Kooperationen
Handwerker müssen Raumideen realisieren und Eyecatcher erschaffen können. Sie arbeiten heutzutage in Anlehnung eines Raumausstatters, da sie die gewünschten Vorstellungen ihrer Kunden verantwortungsvoll umsetzen sollen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um einen neuen Bodenbelag handelt, ein Sofa repariert werden soll oder ob um günstige Regale geht, die in das Design der Räumlichkeiten passen sollen.
Die Tatsache, dass sich Kunden von ihren Handwerkern eine möglichst ganzheitliche umfassende Dienstleistung wünschen, die nicht nur die Aspekte des Handwerks berücksichtigt, sondern im herkömmlichen Sinne darüber hinausgeht, macht es notwendig, dass sich Handwerker untereinander zu Kooperationen zusammenschließen.
In Kooperation lassen sich mehr Dienstleistungen anbieten, kann bei Einkauf und Marketing gespart und größere Aufträge gestemmt werden. Kooperationen sind durchaus hilfreich und lohnend im Handwerk.
Es kann viele Gründe für eine Kooperation mit anderen Handwerkern geben. Daher sollte vorab gut überlegt sein, was man damit erreichen möchte. Mögliche Partner können beispielsweise Fliesenleger, Tischler, Maler oder auch Sanitär- und Heizungsbauer sein. Vorteilhaft ist eine Kooperation auch beim Hausbau, da sich die Partner untereinander kennen und effektiver gearbeitet wird. Außerdem bringt das Hand-in-Hand Arbeiten neue potenzielle Kunden und Aufträge. Für die Kunden sind Kooperationen immer vorteilhaft, weil sie es nur mit einem Ansprechpartner zu tun haben, sich selbst um das Koordinieren der Arbeiten kümmern müssen und eine Termintreue garantiert ist.
Maßnahmen für eine erfolgreiche Handwerker-Kooperation
Um die Partnerschaft auch zu leben und anbieten zu können, gehört zu den ersten Aufgaben, dass man mit allen Partner zu einem gemeinsamen Nenner kommt. Am besten funktioniert das mit einem eigenen Logo, einem Internetauftritt, einheitlicher Kleidung, sowie eigenem Briefpapier. Auch gleiche Fahrzeuge sind für Kunden ein wertvoller Wiedererkennungswert.
Sich selbst und den Markt analysieren – Anfangs sollte der Fokus auf der eigenen Firmensituation liegen: Welche Leistungen erwarten Kunden von mir? Was ist mein Geschäftsziel? Kann man das alleine schaffen? Welche Vorteile bringt eine Kooperation? In welchen Bereichen brauche ich Partner – für das Marketing oder eher für den Einkauf und die Beschaffung?
Die passende Kooperation finden – Möchte man sich mit Firmen aus der gleichen Branche oder Gewerbe übergreifend mit Partnern aus anderen Industriezweigen zusammentun? Soll es eine lose vertragslose Kooperation ohne Bindung oder lieber eine vertraglich festgelegte Kooperation mit gleichem Marktauftritt (Corporate Identity) und gemeinsamer Kundenakquise sein?
Welche Partner? – Sobald ein Konzept für eine Kooperation erstellt wurde, ergeben sich auch die speziellen Anforderungen, die an die potenziellen Partner gestellt werden. Denn diese Faktoren erleichtern eine gezielte Suche. Oftmals entstehen Kontakte aus vorhandenen Netzwerken, da man entweder schon einmal effektiv zusammengearbeitet hat. Oder man spricht die jeweilige Handwerkskammer an, die auch Partner vermitteln können. In persönlichen Gesprächen kann man dann abklären, ob die Chemie stimmt und ob man in Kooperation ähnliche Vorstellungen hat.
Den oder die Partner finden – Wer noch keinen passenden Partner für einen Zusammenschluss gefunden hat, aber an einer Kooperation interessiert ist, kann auch bei der Innung und bei der Handwerkskammer nachfragen, oder im Internet nach einer Kooperationsbörse recherchieren. Interessante Kontakte ergeben sich auch auf Messen und auf entsprechenden Ausstellungen.
Die Aufteilung – Ist man fündig geworden und einen Partner oder mehrere Partner gefunden, muss entschieden werden, in welchem Bereich die Zusammenarbeit erfolgen soll. Wer wird die Leitung der Kooperation übernehmen und wer übernimmt welche Aufgaben? Ist ein gemeinsamer Webauftritt für die Kooperation geplant und wie könnte er aussehen?
Die Rechtsform – Soll es eine Haftungsbeschränkung der Partner geben und wie hoch dürfen die Kosten bei einer Gründung sein? Welche Kosten verursacht der laufende Betrieb? So lässt sich am besten klären, welche Gesellschaftsform für die Partnerschaft infrage kommt. Ob GbR und ohne Einlage eines Stammkapitals, eine GmbH mit 25.000 Euro Stammkapital oder lieber eine Genossenschaft? Diese Entscheidung muss jede Kooperation speziell nach eigenen Anforderungen klären. Beratungen werden übrigens auch von den Handwerkskammern angeboten.
Vereinbarungen fixieren – Wurde eine Einigung bei der Rechtsform erzielt, wird ein Kooperationsvertrag aufgesetzt, der alle wichtigen Details für die zukünftige Partnerschaft enthält: Name und Firmensitz, Aufgabenverteilung, Ziele, die Rechte und Pflichten der Kooperationspartner sowie Gewährleistung und Haftung. Der Vertrag kann dann auch von einem Experten im Gesellschaftsrecht überprüft werden. Musterverträge sind zwar auch im Internet zu finden, aber der Vertrag sollte passend auf die jeweilige individuelle Situation der einzelnen Partner gestaltet werden.