Immer wieder wird über den Fachkräftemangel berichtet und viele können dieses Thema auch nicht mehr hören. Trotz allem muss jedem bewusst sein, dass es sich hierbei um eine ganz sensible Angelegenheit handelt, die durchaus kontraproduktiv auf die Bauwirtschaft wirken kann. Umso wichtiger ist es, nicht nur den oft diskutierten demografischen Wandel als Grund des Fachkräftemangels zu nennen. Vielmehr trägt auch die hohe Abbruchquote unter den Auszubildenden und Studenten zu dieser alarmierenden Entwicklung bei.
Dass der Bedarf an Fachkräften heute bereits groß ist und auch immer weiter steigen wird, darüber ist man sich einig. Ebenso ist klar, dass die altersbedingten Abgänge in Unternehmen nicht mit den Zugängen an Nachwuchskräften ausgeglichen werden können. Nun handelt es sich hierbei aber um einen Zustand, der von außen nur schwer zu beeinflussen ist. Dass der Anteil an alten Menschen in einem Missverhältnis gegenüber dem der jungen steht, ist bekannt, aber dennoch auch nicht einfach so umkehrbar. Anstatt sich also immer mit dem Argument des demografischen Wandels zu rechtfertigen, sollte man sich eher damit auseinandersetzen, wie man die vorhandenen Nachwuchskräfte auch langfristig an den Beruf und seinen Betrieb bindet.
Den geeigneten Auszubildenden für sein Unternehmen zu finden, stellt sich inzwischen als eine echte Herausforderung dar. Nicht nur, dass es grundsätzlich schon schwer ist passende Bewerber zu finden, auch deren erfolgreiche Absolvierung der Ausbildung ist dann noch nicht garantiert. Es ist leider sehr ernüchternd, wenn man betrachtet, wie hoch die Abbruchquote unter den Auszubildenden heutzutage ist. Mit gut 20 Prozent liegt diese immerhin über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Bei solchen Zahlen müssen die Betriebe unbedingt dafür sorgen, die Jugendlichen in jeder Form zu unterstützen, sobald Hilfestellungen o.ä. notwendig werden. Am Ende ist jede erfolgreich abgeschlossene Ausbildung auch für den Betrieb eine Chance, sich qualifiziertes Personal zu sichern.
Ähnlich der Situation mit Auszubildenden, ist auch die Entwicklung beim akademischen Bildungsweg, besonders im Studiengang Bauingenieurwesen. Die Abbruchquote liegt hier bei fast 50 Prozent, was auch stark in den Studieninhalten begründet ist. Durch mögliche Veränderungen dieser, könnte durchaus eine Reduzierung dieser Quote erreicht werden.
Die Anstrengungen zur Reduzierung des vorherrschenden Fachkräftemangels sind also unbedingt notwendig, um langfristig wettbewerbsfähig zu sein. Denn insbesondere durch die Energiewende, die Nachfrage von Wohnungen als Kapitalanlage, sowie den Nachholbedarf bei Infrastrukturmaßnahmen oder das altersgerechte Bauen, erwartet die Bauwirtschaft in den kommenden Jahren mittelfristig ein reales Wachstum von ein bis zwei Prozent. Vorausgesetzt werden dieser Prognose natürlich stabile gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen.