Der Fachkräftemangel bedroht zunehmend die Baubranche. Daher ist die Ausbildung von Fachkräften nicht nur wichtig, sondern auch eine wirksame Maßnahme zur Bindung guter Mitarbeiter an den eigenen Betrieb. Doch bleiben Auszubildende dem Ausbildungsbetrieb wirklich treu oder verlassen sie den Betrieb nach der Ausbildung? Eine Analyse bestätigt nun den Trend zur nachhaltigen Bindung von Auszubildenden im Bauhauptgewerbe.
Bleiben Auszubildernde nach der Ausbildung im Ausbildungsbetrieb oder wechseln sie? Mit Hilfe einer Analyse der Ausbildungsgänge 2000, 2004, 2008 und 2012 hat die Sozialkasse Bau (SOKA-BAU) nun die Loyalität der jungen Auszubildenden im Bauhauptgewerbe ermittelt. Das Ergebnis ist erfreulich: So wächst seit Jahren der Anteil der Auszubildenden, die auch nach der Ausbildung noch für mindestens fünf Jahre im Betrieb tätig bleiben. Im Jahr 2000 waren es erst fünf Prozent, im Jahr 2004 immerhin sechs Prozent, doch schon im Abschlussjahr 2008 stieg die Zahl auf rund zwölf Prozent. Ein vergleichbarer Wert wird auch für 2012 erwartet.
Trend zu schnellerem Wechsel und längerer Betriebszugehörigkeit nach der Ausbildung
Doch das gilt nicht für alle Auszubildende. Denn im gleichen Maße steigen auch die Zahlen der Auszubildenden, die den Ausbildungsbetrieb sofort nach der Ausbildung wieder verlassen. Während im Jahre 2000 nur die Hälfte der Auszubildenden nach abgeschlossener Ausbildung den ehemaligen Ausbildungsbetrieb verließen, waren es in den Jahren 2004 und 2008 schon 57 Prozent. Im Ausblidungsjahr 2012 haben sogar 62 Prozent der Absolventen dem Betrieb nach der Ausbildung den Rücken gekehrt.
Da 39 Prozent der Auszubildenden aus dem Abschlussjahrgang 2000 die Baubranche verlassen haben, wechselten rechnerisch elf Prozent innerhalb der Baubranche ihren Arbeitgeber. Dieser Anteil ist zwar im Jahr 2004 auf sieben Prozent gefallen, jedoch im Jahr 2008 erneut auf zwölf Prozent angestiegen. Ein klarer Trend lässt sich hier folglich nicht ausmachen.
Nach der Ausbildung in die Selbständigkeit
Auch den Verbleib der ausgebildeten Fachkräfte lässt sich nicht mit Sicherheit belegen. So gibt es grundsätzlich drei Erklärungsmöglichkeiten: der Einstieg in die Erwerbslosigkeit, der Wechsel in einen Betrieb außerhalb des Bauhauptgewerbes (z.B. dem Ausbaugewerbe) oder der Start in die Selbständigkeit. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist der Anteil der arbeitssuchend gemeldeten Absolventen einer Berufsausbildung am Bau in den letzten Jahren stark rückläufig und lediglich im Krisenjahr 2008 einmalig angestiegen. Im gleichen Zeitraum ist dagegen die Zahl der Baubetriebe insgesamt laut Statistischem Bundesamt kontinuierlich angestiegen. Dabei wuchs bis zum Jahr 2008 vor allem die Zahl der Solo-Selbständigen im Baugewerbe. Geht man davon aus, dass Auszubildenden, die sich direkt nach der Ausbildung selbständig machen, noch keine Mitarbeiter beschäftigen, so ist dies sicher auch ein Grund für die sinkenden Weiterbeschäftigungsraten von Auszubildenden.
Langfristige Bindung der Mitarbeiter wichtig
Damit wird deutlich, dass nicht nur die Gewinnung sondern auch die Bindung von Auszubildenden für die Baubranche wichtig ist. Denn um dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegenwirken zu können, müssen die ausgelernten Fachkräfte in der Branche gehalten werden. Dazu sollten die Baubetriebe stärker auf die Kriterien eingehen, die die Attraktivität der Branche ausmachen. Denn laut einer von der SOKA-BAU in Auftrag gebenen Studie, schätzen die Baufachleute vor allem die abwechslungsreiche Arbeit, die Eigenständigkeit, den Kunden- und Teambezug sowie die Leistungsorientierung am Bau. Lediglich die fehlenden Aufstiegschancen werden vermisst, die vor allem auf die Struktur der Baubetriebe mit ihren flachen Hierarchien zurückzuführen sind. Kritikpunkte sind darüber hinaus die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Entlohnung. Doch viele Aspekte sind branchenspezifische Wettbewerbsnachteile. Bauunternehmen sind daher gefordert, mit den entsprechenden Wettbewerbsvorteilen wie einer hohen Arbeitsplatzsicherheit für eine langfristige Mitarbeiterbindung zu sorgen.