Eigentlich sollte Ende Mai ein Teilstück der neuen Autobahn A2 in Polen fertig gestellt sein. Doch aus dem Versuch wird wohl nichts. Der chinesischen Staatskonzern China Overseas Engineering Group (Covec) wird nicht rechtzeitig fertig. Gewonnen hatten die Chinesen im Rahmen einer viel kritisierten Vergabe des Autobahnprojekts zur Fußballeuropameisterschaft 2012 das EU Großprojekte auch an Anbieter auf Drittstaaten vergeben werden können.
Bis zur Fußball-Europameisterschaft 2012 sollte die Autobahn durchgängig von Frankfurt (Oder) bis Warschau fertig gestellt sein. Die 610 km lange Strecke führt entlang der Droga krajowa 2 von West nach Ost und ist damit Teil einer durchgehenden Autobahn von Berlin nach Moskau bzw. des paneuropäischen Verkehrskorridors II. Doch seit mehreren Wochen stehen die Arbeiten still. Ganz offensichtlich hat der chinesische Staatskonzern viele polnischen Subunternehmer nicht mehr bezahlt. Angeblich haben sich schon hohe Außenstände angehäuft, so dass sich die polnischen Betriebe weigern, die Autobahn fertig zu stellen. Für die 49,2 Autobahnkilometer veranschlagte Covec umgerechnet 330 Millionen Euro. Dies ist nach Expertenmeinung etwa die Hälfte der tatsächlichen Kosten.
Wenn es immer nur das billigste Angebot sein muss, bleibt die Qualität auf der Strecke. So auch jetzt in Polen. Der chinesische Baukonzern hatte die offiziell kalkulierten Kosten um rund ein Drittel unterboten. Mit diesem Dumpingangebot hat der chinesische Staatskonzern sich EU-Fördergeldern erschlichen. Denn die Planung kann nur als unzureichend bezeichnet werden. Sollte jetzt eine Zahlungsunfähigkeit der Chinesen eintreten, bleiben die tatsächlich ausführenden polnischen Unternehmen auf Ihren berechtigten Forderungen für die bereits erbrachte Leistungen sitzen. Als Erklärung für die konkurrenzlos niedrigen Preise teilt die Unternehmensführung lediglich mit, die Firma habe ihren eigenen Führungsstil. So sind die Arbeiter in einer ehemaligen Schule untergebracht, in Gemeinschaftsschlafräumen mit Etagenbetten. Zur Mittagszeit werden die Mahlzeiten direkt auf die Baustelle gebracht. „Die Chinesen arbeiten Tag und Nacht, zwölf Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche, sogar an Feiertagen“ erzählt Krzysztof Lenarczyk, Infrastruktur-Beauftragter im Rathaus von Wiskitki.
Erstmals wurde in der EU eine chinesische Baufirma mit einem öffentlichen Projekt beauftragt. Dazu der IG BAU-Bundesvorsitzende Klaus Wiesehügel: „Jetzt zeigt sich, dass die gemeinsamen Warnungen der deutschen und polnischen Gewerkschaften begründet waren. „Qualität hat seinen Preis. Es lohnt sich nicht, nur auf das billigste Angebot zu schielen. Bei der Vergabe müssen auch Zuverlässigkeit und fachliches Können des Anbieters berücksichtigt werden.“ Deshalb fordert die Gewerkschaft auch die Bundesregierung auf, in Brüssel durchzusetzen, dass gleiche, faire Vergabebedingungen für alle gelten und Dumpingangebote aus Drittstaaten bei Auftragsvergaben in der EU nicht mehr berücksichtigt werden müssen.