Weltweit erhält der Boom am Bau einen kräftigen Dämpfer, denn die gute Baukonjunktur geht offenbar ihrem Ende entgegen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der weltweiten Baubranche. Demnach muss für das Jahr 2019 überall mit trüben Aussichten gerechnet werden. Die einzige Ausnahme ist Deutschland, wo sich auch für das kommende Jahr eine stabile Entwicklung abzeichnet.
Es deutet sich unzweifelbar an, dass der weltweite Bauboom nun mittlerweile doch rückläufig ist. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des führenden Kreditversicherers Euler Hermes. Gegenüber des Jahres 2008 konnte demnach die Branche zwar einen Wachstumsrekord von 3,5 Prozent verzeichnen. Doch damit dürfte im neuen Jahr Schluss sein. Man rechnet für das kommende Jahr nur noch mit einem Zuwachs von 3,1 Prozent. Die einzige Ausnahme bildet Deutschland. Hier ist noch alles eitel Sonnenschein. „Die deutsche Baubranche ist fast wie ein kleines gallisches Dorf bei Asterix und Obelix, das sich dem allgemeinen Trend widersetzt“, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zwar wäre auch hierzulande ein leichter Rückgang zu verzeichnen, dieser wird sich allerdings im kommenden Jahr nicht weiter fortsetzen. Allerdings sollte man das nicht allzu euphorisch betrachten. Es wäre ein Fehler zu denken, dass es mit der Zahlungsmoral und der Liquidität im nächsten Jahr so weitergehen würde. Denn seit Anfang 2018 steigen die Insolvenzen in Deutschland wieder an.
Bauwirtschaft trotz steigender Insolvenzen immer noch besser als im Ausland
So gab es in der Baubranche in Deutschland in den letzten zwölf Monaten 3.365 Pleiten. Das ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwar ein leichter Rückgang um drei Prozent. Seit Beginn des Jahres gab es allerdings schon 2.305 Pleiten. Das ist ein Anstieg gegenüber 2017 um drei Prozent. Ein weiteres Indiz für eine Verschlechterung lässt sich an der Zahlungsbereitschaft abzeichnen. Obwohl in der Baubranche die Zahlungsbereitschaft besser als im bundesweiten Branchendurchschnitt ist, hat sie sich dennoch leicht verschlechtert. Im Jahr 2016 mussten die Bauunternehmen im Schnitt 47 Tage auf das Geld warten. Im vergangenen Jahr war die Zeitspanne bereits vier Tage länger.
Belastung der Liquidität als Achillesferse der Bauwirtschaft
Dabei wird die Liquidität in Deutschland weniger stark belastet als im Ausland. Zwar hat sich das sogenannte Days of Sales Outstanding (DSO) in Deutschland über alle Branchen hinweg im Schnitt von 53 Tagen im Jahr 2016 auf 54 Tage im vergangenen Jahr leicht verschlechtert. Doch ist die damit definierte Zeitspanne zwischen Rechnungslegung und Bezahlung in anderen Ländern sehr viel größer. So beträgt der Durchschnitt der globalen Bauwirtschaft sogar 85 Tage.
Deutsche Bauwirtschaft steht besser da als der Rest
Auch deshalb beurteilt Euler Hermes die deutsche Baubranche als weiterhin besser als die weltweiten Pendants. Der private Konsum und die Bereitschaft zu Investitionen seien weiterhin die Antreiber dieser Branche. Weltweit stünde die Baubranche vor großen Problemen, wobei sich das Wachstum immer mehr abkühlen würde. Außerdem sei die Zahlungsmoral in anderen Ländern wesentlich schlechter, als in Deutschland. Insgesamt sehe man das Kreditrisiko in anderen Ländern steigen, die Liquidität abnehmen und die Insolvenzen zunehmen,