Kritik an Vier-Tage-Arbeitswoche: für Bauwirtschaft unpassend

Kritik an Vier-Tage-Arbeitswoche für Bauwirtschaft unpassend
Foto: Roland Riethmüller

Die Vier-Tage-Arbeitswoche gilt als modernes Instrument, effizienter zu arbeiten. Doch für die Bauwirtschaft sei dieses Arbeitszeitmodell unrealistisch, erklärt die mittelständische Bauwirtschaft. Die komplexen Bauaufgaben auf der Baustelle seien mit derartigen Einschränkungen schlicht nicht zu bewerkstelligen und würden die Baukosten erheblich steigern. Stattdessen werden flexible Arbeitszeitmodelle gefordert, die den Arbeitnehmern bessere Planungsmöglichkeiten bieten.

Vor kurzem hat die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die Forderung nach einer Vier-Tage-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich aufgestellt. Sie legt dabei die Erfolge von erfolgreichen Pilotstudien in anderen europäischen Ländern zugrunde. Die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB) hält diese Forderung für die Bauwirtschaft allerdings für unrealistisch, da die Arbeitsabläufe auf Baustellen nicht mit Stechuhrjobs kompatibel seien. Der Hauptgeschäftsführer der BVMB, Michael Gilka, warnt vor steigenden Baupreisen und einer weiteren Vergrößerung der Wohnungsnot, wenn eine Vier-Tage-Arbeitswoche umgesetzt wird.

Vier-Tage-Arbeitswoche für die Bauwirtschaft nicht praktikabel

In der von den Gewerkschaften zitierten Pilotstudie aus Großbritannien haben über 70 Firmen für ein halbes Jahr die Vier-Tage-Arbeitswoche getestet. Diese Unternehmen zahlten den Mitarbeitern 100 Prozent des Lohns für 80 Prozent der Arbeitszeit und forderten, dass am Ende der Woche trotzdem 100 Prozent der Arbeit erledigt sein mussten. Zwei Drittel der Firmen gaben an, dass es einfacher geworden sei, Fachkräfte zu halten. 78 Prozent der Arbeitnehmer waren sogar weniger gestresst. Der Umsatz der beteiligten Firmen stieg in diesem Zeitraum im Schnitt um 35 Prozent. Jedoch hält die BVMB dieses Modell für die Bauwirtschaft für nicht umsetzbar, da die Arbeitsabläufe auf Baustellen zu komplex seien. “Die Firmen müssten in diesem Fall dann die komplette Baustellenmannschaft mittendrin austauschen, damit keiner über vier Arbeitstage pro Woche kommt, das ist völlig unrealistisch – organisatorisch ebenso wie finanziell”, erklärt Gilka. “Im Ergebnis würde, aber dafür deutlich mehr Überstunden anfallen.” Demnach sei die Idee auch wenig arbeitnehmerfreundlich, wenn die Zahl der Arbeitstage auf vier pro Woche sinken, aber die Zahl der Überstunden steigen würde.

Flexible Arbeitszeitmodelle sind sinnvoller

Die BVMB fordert stattdessen flexiblere Arbeitszeitmodelle für die Bauwirtschaft, um sich besser auf gestellte Bauaufgaben abstimmen zu können. Gilka ist überzeugt, dass dies eine Win-win-Situation für Arbeitnehmer und Unternehmen schaffen würde. Unternehmen könnten noch flexibler bauen, und Arbeitnehmer könnten ihre Einsätze besser an ihre Bedürfnisse anpassen. Die BVMB vertritt die Meinung, dass die Einführung einer Vier-Tage-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich die Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft und von Angebot und Nachfrage nicht aushebeln werde. Da die Lage auf dem Bau durch explodierende Baustoff- und Finanzierungskosten bereits mehr als angespannt sei, würde eine Umsetzung dieser Forderung eher kontraproduktiv sein.

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Realitätsfremder Artikel

Viele Firmen am Bau haben schon seit vielen Jahren abwechselnd eine lange und eine kurze Woche. Und?!

Es funktioniert! Warum also soll eine reine 4 Tageswoche nicht funktionieren?!

Das ist schlichtweg altmodisches und angstbesetztes Denken!

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