Seit Jahren steigt der Fachkräftemangel in Deutschland und wirkt sich negativ auf die Wirtschaft aus. Deshalb kann es lohnenswert sein, wenn Mädchen und Jungen schon sehr früh für Engpassberufe sensibilisiert werden. Dazu gehört auch, dass Geschlechterklischees in speziellen Berufen abgebaut werden. Um mehr Bewerbungen zu bekommen, sollten vor allem unterrepräsentierte Gruppen gendergerecht angesprochen werden. Es wäre fatal für die Wirtschaft, wenn der Bewerberpool weiterhin eingeschränkt wird.
Der Mangel an Fachkräften ist weiterhin eines der beherrschenden Themen in der deutschen Wirtschaft. Zum jetzigen Zeitpunkt werden insgesamt 540.000 Fachkräfte händeringend gesucht und ein Ende dieser Spirale nach oben ist noch nicht in Sicht. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) macht deutlich, dass viele Fachkräfte vor allem in Berufen mit ungleichen Geschlechterverhältnissen fehlen. Neben dem Fachkräftemangel in der Sozialarbeit, der Pflege und in der IT, ist vor allem das Handwerk stark betroffen. Dort fehlten im letzten Jahr 87.000 Fachkräfte. Besonders betroffen waren die Bereiche Bauelektrik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie die Kraftfahrzeugtechnik. Auch hier zeigt sich, dass der Anteil an Frauen sehr niedrig ist. So liegt im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik der Frauenanteil nur bei 0,4 Prozent.
Die Attraktivität einzelner Berufe muss gesteigert werden
Damit die Geschlechterklischees abgebaut werden können, muss viel in die berufliche Orientierung investiert werden. Es kann sich durchaus lohnen, junge Menschen für Engpassberufe zu begeistern. Rollenvorbilder sind dafür bestens geeignet. Um mehr Bewerbungen zu bekommen, sollten besonders unterrepräsentierte Gruppen gezielt angesprochen werden. Stereotype müssen aufgebrochen werden, damit sich die jungen Menschen stärker an ihren Neigungen orientieren und mit der Arbeitsmarktnachfrage vergleichen.
Mit gendergerechter Ansprache gegen den Fachkräftemangel
Es ist falsch, sich an gesellschaftlichen Erwartungen zu orientieren. „Bei der aktuellen Fachkräftesituation ist es fatal, wenn Geschlechterklischees den Pool an Bewerberinnen und Bewerbern noch weiter einschränken“, sagt Studienautorin Filiz Koneberg. Sie betont weiter, dass die Unternehmen die Bedürfnisse der Zielgruppe kennenlernen müssten. Mit einer gendergerechten Ansprache und mit einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie sollten beide Geschlechter gleichermaßen angesprochen werden. Das allein wird jedoch nicht ausreichen, um den Fachkräftemangel zu beseitigen und neue Kräfte zu gewinnen. In Zukunft werden noch mehr internationale Kräfte gebraucht, um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern. Der Fachkräftebedarf muss auch langfristig gedeckt werden.