Mehr Wohnraum für Arme – Indien testet 3D-Betondruck

Mehr Wohnraum für Arme - Indien testet 3D-Betondruck
Foto: Habitat for Humanity

Ein indisches Projekt testet aktuell das Potenzial von 3D-Betondruck für den Hausbau. Mithilfe der innovativen Technologie hat dabei ein indisches Startup kürzlich einen ersten Prototypen fertiggestellt. Ziel des Projekts ist es, den Wohnungsbau zu fördern und effizient günstigen Wohnraum für sozial Schwächere zu schaffen. Außerdem entstehen die Gebäude mit der neuen Technologie in drei- bis fünfmal kürzerer Zeit als bei konventioneller Bauweise.

Am 27. April 2021 wurde in Indien das erste im 3D-Betondruck erstellte Haus des Landes eingeweiht. Für das Projekt kooperierte das indische Startup Tvasta mit dem Terwilliger Center for Innovation in Shelter der Organisation „Habitat for Humanity“. Die gemeinnützige Institution fördert primär den Bau von Unterkünften für sozial Schwächere. Das Haus nährt die Hoffnung, dass Wohnungsbaukosten langfristig erheblich sinken und sicheres Wohnen für viel mehr Menschen als bisher möglich wird.

Seit fünf Jahren arbeitet das indische Startup Tvasta am 3D-Betondruck

Tvasta konzentrierte sich zunächst darauf, einen druckfähigen Beton zu entwickeln und experimentierte seit dem Jahr 2016 zunächst mit einem Desktop-3D-Drucker, um die Fließfähigkeit des Betons zu testen. Im Jahr 2018 entstand dann Indiens erste 3D-gedruckte Betonstruktur mit einem hauseigenen F&E-Drucker. Die Ergebnisse stellten Tvasta so sehr zufrieden, dass das indische Startup in Kooperation mit dem Terwilliger Center den Bau eines kompletten Hauses im 3D-Betondruck startete. Das Terwilliger Center unterstützt Tvasta bereits seit dem Jahr 2018.

Spezieller Drucker baut mit 100 Millimetern pro Sekunde

Für das Bauprojekt entstand Tvasta NIRMAAN, ein Industriestandard-3D-Betondrucker des indischen Unternehmens. Zudem stellte Tvasta ein brandneues Betriebsteam für das Projekt zusammen. Der Drucker wurde für die erheblichen Volumen- und Geschwindigkeitsanforderungen beim Drucken eines Standardhauses konzipiert und kommt auf eine Druck-Geschwindigkeit von 100 mm/s. Die Planungen für das Haus im 3D-Betondruck-Verfahren starteten im Februar 2020. Nach einer Unterbrechung durch den Ausbruch der Corona-Pandemie begann der Druck des Hauses unter Sicherheitsvorkehrungen im August 2020. Standort war das Indian Institute of Technology Madras, das sich in der südindischen Stadt Chennai (ehemals Madras) befindet. Bis zur Endmontage aller Teile vergingen nur drei Wochen.

3D-Betondruck beschleunigt effizienten Wohnungsbau

Aus Sicht von Patrick Kelley, dem Vize-Präsidenten des Terwilliger Centers, ermöglicht es der 3D-Betondruck Unternehmen, schneller und effizienter zu bauen. Das ist auch dringend nötig. Laut Habitat for Humanity Deutschland leben weltweit 1,6 Milliarden Menschen unter minderwertigen Wohnbedingungen und laut Prognose der UN verdoppelt sich diese Zahl in den kommenden zehn Jahren. Im von Tvasta entwickelten 3D-Betondruck sieht Habitat for Humanity viele Vorteile. Aus Sicht der Organisation lässt sich die Technologie unabhängig vom Volumen und von der Anzahl gedruckter Module einfach implementieren. Man kann sie zur Verarbeitung nachhaltiger, umweltfreundlicher Baumaterialien anpassen und sie ist unter verschiedensten klimatischen und geografischen Bedingungen einsetzbar.

Darüber hinaus trocknet der für das Hausprojekt von Tvasta entwickelte Beton schneller als andere Betonarten. Dadurch entstehen Konstruktionen bisweilen in drei- bis fünfmal kürzerer Zeit als Bauwerke mit einer ähnlich großen Struktur. Kelley sieht im Verfahren von Tvasta auch die Möglichkeit, das Hausdesign für eine erhöhte Haltbarkeit und Katastrophenresidenz zu optimieren. Aus seiner Sicht ist das vor allem für Familien mit niedrigem Einkommen eine große Chance, da sie für Klimakatastrophen häufig am anfälligsten sind.

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