Anfang März startet die neue Tarifrunde im Bauhauptgewerbe. Während die IG BAU mit der Forderung nach sieben Prozent mehr Tariflohn, einer Erhöhung der Fahrtkostenpauschale und der Einführung der Rentenbeihilfe im Osten in die Tarifrunde einsteigt, verweisen die Arbeitgebervertreter auf gestiegene Kosten und geringe Margen im Baubereich. So können falsche Rahmenbedingungen leicht den Wettbewerbsdruck weiter verschärfen.
Durch das Wachstum der Baubranche um voraussichtlich 3,5 Prozent sieht sich die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in ihrer Forderung nach einem deutlichen Anstieg der Löhne, Gehälter und Auszubildendenvergütung bestätigt. „Bauberufe müssen attraktiver werden. Dazu gehört selbstverständlich, dass die Löhne am Bau mit der allgemeinen Entwicklung Schritt halten“, meint der Verhandlungsführer und stellvertretender Bundesvorsitzender der IG BAU, Dietmar Schäfers, und sieht die Arbeitsgeber damit problemlos in der Lage, die Gehaltserhöhung um sieben Prozent zu schultern. Gleichzeitig hält er ebenfalls die Anhebung der Pauschalen für Fahrkosten und Übernachtung für überfällig. Der heutige Satz von maximal 34,50 Euro wurde vor zwölf Jahren festgelegt und sei nicht mehr zeitgemäß. Auch die Kilometerpauschale von 30 Cent pro Entfernungskilometer sei bei den heutigen Benzinkosten und gestiegenen Fahrzeugkosten nicht mehr zumutbar und müsste fair ausgeglichen werden.
Ferner fordert die IG BAU die Einführung einer Rentenbeihilfe im Osten zum besseren Ausgleich der branchentypischen Besonderheiten wie häufigen Arbeitsplatzwechseln und beruflichen Ausfällen in den Wintermonaten. Dies sei ein zusätzlicher Schritt zur weiteren Ost-West-Angleichung, die bereits im vergangenen Jahr hinsichtlich des Wegfalls der Lohnunterschiede ab 2022 beschlossen wurde. Auch hier muss die Höhe des Angleichungsschritts in diesem Jahr noch verhandelt werden.
Die Arbeitgeber unter Frank Dupré, Vizepräsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes weisen die Forderung der IG BAU zum Anstieg vom Tariflohn im Hinblick auf die Ertragslage der Bauwirtschaft entschieden als realitätsfern zurück. „Umsatz ist nicht gleich Gewinn. Dieser einfach betriebswirtschaftliche Grundsatz scheint der IG BAU unbekannt. Zwar wird der Branchenumsatz in diesem Jahr steigen, was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Gewinne der Bauunternehmen in ähnlicher Größenordnung zulegen werden“, erläutert Dupré die prekäre Lage. So belegen die Zahlen des Statistischen Bundesamts, dass die Margen im Bereich des Wohnungsneubaus in den letzten Jahren nicht wesentlich gestiegen sind. So lagen die Verkaufserlöse seit 2010 zwar zum ersten Mal über der Kostenentwicklung, sanken 2011 jedoch erneut und befanden sich 2012 wieder auf gleichem Niveau. Erst 2013 konnte ein leichter Anstieg vermeldet werden. „Mithin haben die Bauunternehmen im Zeitraum seit 2010, in der die Umsatzentwicklung im Wohnungbau um 16 Prozent anzog, nicht annähernd adäquat bei der Rentabilität zulegen können“, ergänzt Dupré. Denn im Vergleich seien die Baukosten seit 2000 um 26 Prozent, die Erlöse jedoch nur um 22 Prozent gestiegen. Gleichzeitig erinnerte Dupré daran, dass die Entwicklung der Bauleistungen nicht gleichzusetzen sei mit der Entwicklung der Immobilienpreise.
Wenn am 6. März in Berlin die Tarifverhandlungen starten, werden die Wünsche der Arbeitnehmervertreter zur Erhöhung vom Tariflohn wohl wieder kontrovers auf die betriebswirtschaftliche Ausgangslage der Arbeitgeber und deren verschärfte Wettbewerbssituation treffen.