Ein bekanntes Problem vieler Bauherren: Bauverzögerungen durch Demonstrationen und rechtlichen Anweisungen. Proteste gegen Bauvorhaben sind immer teuer und unnötig. Doch wie begegnet man den Widerständen aus der Bevölkerung? Eine aktuelle Studie hat zahlreiche Großprojekte untersucht und dabei herausgefunden, dass mit einer dialogorientierten Kommunikation Konflikte und der Protest der Gesellschaft gegen Bauvorhaben verhindert werden können.
Immer wieder wird von Teilen der Bevölkerung gegen Bau- und Infrastrukturprojekte protestiert. Dabei nutzen nicht nur Umwelt- und Naturschutzverbände Proteste, sondern auch Parteien, die diese für die eigene Wahlwerbung nutzen. Die Gründe für die Proteste sind sehr vielfältig. Zum einen spielen sachliche, projektbezogene Kritik und Argumente eine Rolle. Aber eben auch das sogenannte NIMBY-Phänomen – Not in my Backyard. Im Klartext bedeutet dies, dass die Bürger zwar zum Beispiel für die Energiewende sind, solange die Stromstraße oder das Windrad nicht vor der eigenen Haustür stehen. Zu heftige Proteste können aber auch zu mangelndem Vertrauen in die Politiker führen. Oftmals kommt auch eine mangelnde Kommunikationsbereitschaft hinzu. Prof. Dr. Frank Brettschneider vom Institut für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim erklärt, dass vielfach schlichtweg zu spät, von oben herab oder zu intransparent gehandelt wird. Dabei komme es einfach nur auf die richtigen Instrumente an.
Kommunikation kann sich bei Protesten durchaus auszahlen
Eine aktuelle Studie der Universität Hohenheim in Stuttgart und des österreichischen Beratungsunternehmens Wikopreventk analysiert die Kommunikationsprobleme von Bau- und Infrastrukturprojekten. Dazu wurden die Projektleiter von 97 Projekten aus den Bereichen Verkehr, Energie und Stadtentwicklung sowie Landwirtschaft und Naturschutz befragt. Das gesamte Investitionsvolumen betrug 85 Milliarden Euro. „Eines der zentralen Ergebnisse: In fast drei Viertel der Projekte ist der Nutzen der freiwilligen Kommunikation größer als die Kosten dafür”, erläutert Studienleiter Brettschneider. “ Kommunikation und Beteiligung sind also nicht nur gesellschaftlich sinnvoll, sie zahlen sich auch für die Projektverantwortlichen aus“
Freiwilligkeit und Transparenz kommen bei umstrittenen Bauvorhaben gut an
In zwei Drittel der Fälle konnte die freiwillige Kommunikation das Projekt positiv beeinflussen. Die dazu befragten Projektleiter gaben an, dass das Vertrauen der Bürger und die Akzeptanz gegenüber dem Projekt gestiegen sei. Kritische Aspekte konnten frühzeitig beseitigt und Ängsten und Gerüchten entgegengewirkt werden. Außerdem wurde der wissenschaftliche Nachweis erbracht, dass sich die Kommunikationsarbeit für den Vorhabenträger durchaus auszahlt. Wichtig ist jedoch dabei, dass der Bauherr auch einhält, was er zuvor öffentlich versprochen hat, sodass es gar nicht erst zu einem Protest kommt. Es gilt, Konfrontationen zu vermeiden und eine sachliche Auseinandersetzung zu fördern.