Corona mit Digitalisierung bekämpfen – Michael Kriehn im Gespräch

Corona mit Digitalisierung bekämpfen - Michael Kriehn im Gespräch
Foto: MIchael Kriehn

Nach mehreren Praktika hat sich Michael Kriehn entschlossen, im Handwerk zu arbeiten. Dabei hat der heute 37-Jährige festgestellt, dass er gerne mit seinen Händen etwas schafft und erschafft. Genau das hat der gelernte Zimmerer letztlich komplett verinnerlicht und erst eine Zimmerei und dann ein Startup gegründet. Mit hohem Engagement arbeitet Kriehn nun handwerklich und setzt sich darüber hinaus für die Digitalisierung im Handwerk ein.

Die Zimmerei Michael Kriehn habe ich im Jahr 2011 in Fischbachau im oberbayrischen Landkreis Miesbach gegründet. Noch heute arbeite ich in dem Betrieb ohne Unterstützung. Im Jahr 2017 kam dann die Digiholz UG dazu, die mittlerweile drei Personen beschäftigt. Ich würde aber immer noch sagen, dass ich Zimmerer mit Leib und Seele bin. Ich liebe diesen Beruf, aber genauso genieße ich es jetzt mehr mit dem PC zu arbeiten. Am meisten Spaß macht es mir, dass ich durch meinen handwerklichen Hintergrund das Handwerk verstehe und auch so denke wie ein Handwerker. Dabei habe ich aber gleichzeitig auch die Möglichkeit, die Digitalisierung im Handwerk voran zu bringen. Schön ist es auch, dass unsere Kunden das bemerken und es auch honorieren. Das merken wir am Feedback.

Besonders stolz bin ich auf das Projekt, welches ich mit meinem Schwager realisieren konnte, Digiholz! Es ist zwar etwas ganz anderes als mein ursprünglich erlernter Beruf, aber auch spannend. Dabei liebe ich es, das Handwerk voran zu bringen. Meine Vision ist es, dem Handwerk Werkzeug an die Hand geben zu können, mit dem jeder einzelne von der „Digitalisierung“ profitieren kann.

Erzählen Sie uns doch bitte einmal kurz, wie es Ihnen bisher in der Corona-Krise ergangen ist?

Bis jetzt sind wir ganz gut durch die Krise gekommen. Die Kunden haben aktuell nur „verschoben und nicht aufgehoben“. Dies war meistens auch den Hygienebestimmung während des Lockdowns verschuldet, das können wir jetzt so langsam wieder nachholen. Trotzdem glaube ich, dass sich die Tragweite der gesamten Situation im Moment noch nicht seriös bewerten lässt. Bis jetzt sind die Auswirkungen bei uns schaffbar. Doch wie wird sich die Lage zukünftig entwickelt? Kommt ein zweiter Lockdown? Wie wird das Handwerk und die Wirtschaft allgemein den ersten Lockdown verkraften? Neben den ganzen wirtschaftlichen Herausforderungen, egal welche Branche, bereitet mir aktuell am meisten Sorge, wie die Gesellschaft diese ganzen Herausforderungen meistern wird.

Wie sind Sie mit der Herausforderung umgegangen?

Durch Digiholz sind wir mit sehr vielen Handwerkern im Austausch und bekommen so auch die Stimmungslage in den einzelnen Handwerksbetrieben ganz gut mit. Diese ist sehr unterschiedlich, je nachdem wie der Handwerksmeister die Situation aufnimmt und auch wie sehr er davon betroffen ist. Das hängt in erster Linie davon ab, welches Kundenklientel der Betrieb hauptsächlich bedient. Enttäuscht bin ich von der Politik auf ganzer Linie. Egal wo, überall wo man genauer hinschaut, lässt sich eigentlich nur Versagen feststellen. Damit meine ich weniger den Umgang in der Krise mit dem Infektionsgeschehen, sondern wie der Wirtschaft geholfen werden soll. Dies lässt mich am gesunden Menschenverstand der Politiker zweifeln.

Es muss doch auch etwas Gutes haben! Was können wir Ihrer Meinung nach aus der Krise lernen?

Das ist eine sehr umfangreiche Frage. Es gibt verschiedene Sichtweisen auf die Krise. Aus dem Blickwinkel der Digitalisierung im Handwerk war die Krise eine Möglichkeit, sich mit der einen oder anderen digitalen Technologie mal auseinanderzusetzten. Ich fände es gut, wenn durch die Krise mal ein Umdenken stattfindet – weg von immer höher, schneller, weiter zu mehr Nachhaltigkeit. Die eigentliche Krise ist die Klimaveränderung, Corona wird bald Geschichte sein, mit der Änderung des Wetters muss man sich langfristig auseinandersetzten. Da kommt keiner dran vorbei, auch wenn es fleißig ignoriert wird!

Stellen Sie sich vor, Sie könnten in eine Glaskugel sehen. Was würden Sie dort über die Zukunft der Bauwirtschaft sehen?

Ich glaube der Einfluss der digitalen Technologien ändert sich nicht, egal ob Corona oder nicht. Dies wird ein riesiger Schritt im Handwerk sein und mit Sicherheit noch ein paar Jahre oder vielleicht sogar Jahrzehnte dauern. Persönlich glaube ich auch, dass die Handwerker sich immer mehr spezialisieren werden. Damit meine ich einerseits den klassischen Handwerksbetrieb, der durchaus auch in Zukunft seine Berechtigung hat, sowie den komplett durchdigitalisierten Handwerksbetrieb. Weiter hoffe ich, dass die Nachhaltigkeit auch im Bausektor einfach einen größeren Stellenwert erhält!

In wieweit wird sich die Corona-Krise auf Ihre Zukunft auswirken?

Ich habe im Moment keine Pläne, irgendwas zu ändern aufgrund der Krise. Ich bin sehr dankbar, dass ich zweigleisig aufgestellt war und so fast keine Auswirkungen durch die Krise bis jetzt hinnehmen musste. Ziele für die Zukunft sind: Die Digitalisierung im Handwerk voran zu bringen und die Handwerker da abzuholen, wo sie sind. Außerdem dem Handwerk Lösungen anbieten, die zu ihnen passen und nicht von der „Industrie“ übergestülpt werden.

Kontakt
Michael Kriehn
Zimmerei Michael Kriehn
Leitzach 11
83714 Miesbach
https://www.zimmerei-kriehn.de

Digiholz UG (haftungsbeschränkt)
Sonnenreuth 6a
83730 Fischbachau
https://digiholz.de

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