Die Nachfrage nach Fachkräften in der Bauwirtschaft ist immer noch ungebrochen hoch. Dabei zeigt sich, dass die Zahl der offenen Stellen in der Baubranche nach wie vor steigt und man im Grunde gar nicht hinterherkommt, diese durch qualifiziertes Personal zu besetzen. Zusätzlich beklagen Bauunternehmen immer häufiger, dass ihnen ihre Mitarbeiter durch Konkurrenten abgeworben werden, was neue Lücken an Fachwissen aufreißt.
Die Baukonjunktur ist nach wie vor ausgesprochen gut, die Bauunternehmen können sich vor Aufträgen kaum „retten“. So erfreulich diese Entwicklung auf der einen Seite natürlich ist, so belastend ist sie für den Bauarbeitmarkt, wenn die Betriebe zu wenige qualifizierte Fachkräfte beschäftigt haben. Diese Notlage in Form eines Fachkräftemangels am Bau verdeutlicht auch der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) in seiner neuen Ausgabe seines Arbeitsmarktberichts.
Offene Stellen für Baufacharbeiter und Bauingenieure weiter gestiegen
Demnach sind die offenen Stellen für Baufacharbeiter in den bauhauptgewerblichen Berufen auch im September erneut gestiegen. Im Detail heißt das, es liegt ein Anstieg von 29,1 Prozent auf 12.530 Stellen vor. Ähnlich brisant ist die Lage bei den Bauingenieuren. Hier ist ein Anstieg von 23,2 Prozent auf 2.400 Stellen gegenüber dem Vorjahr verzeichnet worden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass dies nur die Stellen sind, die gegenüber den Arbeitsagenturen gemeldet werden. Die Dunkelziffer wird demnach entsprechend noch höher liegen.
Auch Arbeitslosenzahlen sinken immer mehr
Doch nicht nur die Zahl der offenen Stellen am Bauarbeitsmarkt ist gestiegen, gleichzeitig ist seit dem Frühjahr 2010 die der Arbeitssuchenden aus diesen Berufsgruppen entsprechend gesunken. Es zeigt sich sogar, dass die Zahl der offenen Stellen für Bauingenieure im Grunde überhaupt nicht aus denen Arbeitssuchender nachbesetzt werden können. Denn letztlich waren nur 1.645 arbeitslose Bauingenieure verzeichnet. Dies entspricht einem Rückgang von 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Auch bei den Baufacharbeitern verhält es sich ähnlich. Mit einem Rückgang auf 19.120 Personen, was ein Minus von 15,1 Prozente entspricht, handelt es sich um ein Allzeittief.
Die Konsequenz aus dieser Situation ist, dass quasi jedes zweite Bauunternehmen beklagt, dass ihre Bautätigkeit durch den Fachkräftemangel behindert wird. Wo also nicht genug qualifiziertes Fachpersonal durch Arbeitssuchende nachrückt, verschafft man sich anderweitige Abhilfe. Dies geschieht immer wieder in Form das Abwerben von Fachkräften beim Wettbewerb. So haben inzwischen 17 Prozent der Befragten über die letzten sechs Monate Mitarbeiter verloren.
Situation ist brisant, jedoch durch ausländische Fachkräfte überbrückbar
Die Kapazitätsauslastung der Betriebe in der Baubranche ist zwar überdurchschnittlich hoch mit 81 Prozent. Dennoch aber noch geringer als in anderen Branchen. Dass also die Folge der momentanen Fachkräftelage zu einem Negativeffekt führt, ist derzeit nicht zu erwarten. Dies liegt aber vor allem daran, dass man sich Ersatz als im Ausland suchen kann. So stieg die Zahl der entsandten Arbeitskräfte im vergangenen Jahr auf 107.000 Personen, demnach gut neun Prozent. Trotz allem liegen diese Zahlen noch weit unter dem Stand von 1998, wo das Arbeitnehmerentsendegesetz erstmals eingeführt wurde.
Immer mehr Bauingenieur-Studenten
Betrachtet man die Zahl der Absolventen des Bauingenieurstudiums, zeichnet sich auch hier ein Anstieg von 15,4 Prozent auf 9.954 Personen ab. Demnach ist hier durchaus eine Entlastung des Arbeitsmarktes zu erwarten. Doch darf man gleichzeitig nicht außer Acht lassen, dass nicht alle Absolventen sofort unmittelbar für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Grund dafür ist, dass mehr als die Hälfte der Absolventen (5.784 Personen) lediglich über einen Bachelorabschluss verfügen, von denen jeder Fünfte einen Masterabschluss anstrebt. Trotz dieser positiven Entwicklung sind die Anfängerzahlen im Jahr 2015 erstmals wieder gesunken. Daher appelliert der HDB an die Abiturienten, sich für einen Studiengang des Bauingenieurwesens zu entscheiden.
Gewerbliche Fachkräfte ebenfalls hoch im Rennen
Aber nicht nur Akademiker werden stark nachgefragt, auch die gewerblichen Fachkräfte sind begehrt. Es empfiehlt sich also jedem Schulabgänger, über eine Ausbildung im Handwerk nachzudenken.