Aus der Baubranche, für die Baubranche! So könnte das Credo lauten, wenn sich der Bau und das Handwerk auf die Digitalisierung vorbereiten. Immerhin haben beim 1. Internet-Marketing-Tag fürs Handwerk fast nur Handwerksmeister ihre eigenen Erfahrungen und ihr persönliches Wissen weiter gegeben. Denn die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten und macht auch in der Baubranche nicht halt.
Der erste Internet-Marketing-Tag fürs Handwerk war ein großer Erfolg und hat rund 800 Teilnehmer in die Schwabenlandhalle in Fellbach bei Stuttgart angezogen. Als digitale Vorreiter im Handwerk haben Matthias Eigel, Volker Geyer, Thomas Issler und Matthias Schultze den eintägigen Kongress als Informationsveranstaltung und zum Erfahrungsaustausch von Handwerksbetrieben ins Leben gerufen. Alle vier Initiatoren arbeiten im oder für das Handwerk und haben erstmals eine derartige Großveranstaltung organisiert. Aber es sei an der Zeit, die Digitalisierung im Handwerk stärker voranzubingen, erklärten sie der Moderatorin Nina Ruge auf die Frage nach dem Hintergrund. Daher soll der Internet-Marketing Tag fürs Handwerk dem Erfahrungsaustausch und praktischen Wissenstransfer dienen. Doch gleichzeitig will man auch ein Forum zum Austausch von Social Media interessierten Handwerksbetrieben schaffen. Schließlich ist die Digitalisierung nicht aufzuhalten, ob gewollt oder nicht.
Erst 35% der Betrieben werben digital
Was die Nutzung von Social Media und dem Internet als Werbemittel für die Baubranche und das Handwerk betrifft, so stehen wir noch ganz am Anfang. Das belegte auch die Präsentation der Reinhold Würth Handwerkerstudie 2015, wonach erst 35 Prozent der befragten Betriebe aktiv im Netz werben. Daher präsentierte Thomas Issler, welche Möglichkeiten die eigene Website unter Berücksichtung von Suchmaschinenoptimierung (SEO) bietet und wie man mit Suchmaschinenwerbung mehr Reichweite erzielt. So bot der Internet-Marketing-Tag fürs Handwerk inhaltlich eine Menge fachlicher Informationen rund um das Thema Internet und Social Media. Die Handwerkstrainerin Andrea Eigel hat die Teilnehmer über die Marketing-Hausaufgaben eines Handwerksbetriebes aufgeklärt. Dabei ging es um die Herausarbeitung der individuellen Stärken und Alleinstellungsmerkmale sowie der möglichst emotionalen Darstellung am Markt. Dies bestätigten auch die drei Internet-Champions Heike Eberle (Eberlebau), Nadja Fabry (Holzbau Fabry) und Anja Leipert. “Wir möchten mit emotionalen Bildern eine Beziehung zum Kunden aufbauen”, so Fabry.
Nur über die Schärfung des Profis und die Erhöhung der Sichtbarkeit im Internet sind Handwerksbetriebe in der Lage, Aufträge oder neue Mitarbeiten im Netz zu finden. Wie das genau funktioniert, hat auch der Malermeister Volker Geyer in seinem Vortrag gezeigt. “Internetmarketing ist wie ein Orchester. Wähle deine Instrumente und spiele dein Stück”, appellierte er an die Gäste und erläuterte, wie er seine Website als Magnet für seine Wunschkunden nutzt. Anhand von praktischen Beispielen zeigte der Handwerksmeister, wie er Inhalte erstellt und anschließend über das Internet, seinen Newsletter und diverse Social Media Kanäle verbreitet. Dass er damit erfolgreich ist, steht außer Frage: Über 80 Prozent seines Gesamtumsatzes generiert er durch Anfragen aus digitalen Kanälen.
Ist Digitalisierung Fluch oder Segen?
Auch der Malermeister Matthias Schultze hat in den vergangenen drei Jahren über das Internet rund eine Million Euro zusätzlichen Umsatz erwirtschaftet und erklärte den Teilnehmern, warum Social Media eher Segen als Fluch ist. “Betriebe, die den digitalen Zug verpassen, werden nach und nach von der Bildfläche verschwinden”, ist Schultze überzeugt. “Das Internet bietet alle Möglichkeiten: Mehr Sichtbarkeit, mehr Aufmerksamkeit, mehr Attraktivität, mehr Umsatz, mehr Fachkräfte, Sicherung der Zukunft.”
Flankiert wurde der 1. Internet-Marketing-Tag fürs Handwerk durch die Präsentation der Gewinner des MyHammer-Wettbewerbs “Handwerkerseite des Jahres”, sowie der Würdigung der “Miss Handwerk” Karolina Schmidt und dem Trockenbau-Weltmeister Andreas Schenk. Zum Abschluss hat der ehemalige Welttorhüter Oliver Kahn über den Umgang mit Niederlagen berichtet und über Wege zur Motivation des eigenen Teams für neue Ziele gesprochen. Die Digitalisierung in der Baubranche ist schließlich auch kein leichter Weg und nur mit vereinten Kräften zu bewältigen.