Die EU-Kommission plant, die Qualitätsstandards in den Handwerksberufen zu senken. So sollen künftige Regulierungen einem Verhältnismäßigkeitstest unterstellt werden. Das Baugewerbe sieht die Qualität der Handwerksleistung und die Ausbildung von Nachwuchskräften in Gefahr und fordert ein Umdenken von der Politik. Statt Deregulierung müssten die Arbeitsbedingungen verbessert werden, um die wirtschaftliche Zukunft vom Handwerk zu sichern.
Geht es nach der EU-Kommission, dann sollen die Qualitätsstandards in den Handwerksberufen herabgesenkt werden. Dem liegt der Gedanke zugrunde, dass jeder EU-Bürger einen Handwerksberuf ausüben können muss. Deshalb will die EU zukünftige Regulierungsmaßnahmen einem Verhältnismäßigkeitstest unterziehen. Diese Pläne werden vom Baugewerbe in Deutschland kategorisch abgelehnt. Es wird befürchtet, dass qualifizierte Handwerker benachteiligt werden.
Drohender Verlust von Handwerksqualität
„Damit zäumt die EU-Kommission das Pferd von hinten auf”, klagt Dietmar Schäfers, Stellvertretender Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau). “Handwerker, die aus EU-Ländern hierzulande arbeiten wollen, müssen hier geltende Standards einhalten, wie jeder inländische Betriebsinhaber auch. Das ist nicht zu viel verlangt. Alles andere führt zu einem Verlust von Handwerksqualität.“ Weiterhin erklärt Schäfers, dass die EU-Kommission die Selbstverwaltung der Handwerker und die Meisterpflicht angreifen will. Die qualifizierten Fachkräfte hätten dann das Nachsehen, die Verbraucher allerdings auch. Für die Wirtschaft ist das Handwerk jedoch das Rückgrat. Ein Grundpfeiler des Erfolgs kommt erst durch die Regulierung der Handwerksberufe zustande. Erst dadurch wird die Qualität des Handwerksberufs und die Ausbildung junger Fachkräfte gesichert.
Korrekturen sind erforderlich
Der europäische Rat hat bereits Korrekturen an dem Vorschlag der EU-Kommission vorgenommen, aber das reicht nicht aus, denn die Bedenken bleiben weiterhin bestehen. Weiterhin befürchtet Schäfers, wenn es bei diesem Stand bleiben würde, dann wird es schwer werden, neue Ausbildungsordnungen neu zu regulieren. Darüber hinaus würde eine Wiedereinführung der Meisterpflicht sozusagen unmöglich gemacht. Schäfers betonte weiterhin, dass es unverständlich wäre, dass der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und die Bundesregierung diese Pläne als Erfolg werten würden. Dabei vergessen sie, dass der Europäischen Kommission bereits Rügen erteilt wurden, weil sie ihre Kompetenzen deutlich überschreiten würde. Die IG Bau fordert deshalb von der Bundesregierung ein Umdenken. Stattdessen sollte sie sich dafür einsetzen, dass die Europäische Kommission ihre neoliberale Politik im Handwerksbereich beendet. Schäfers sagte weiterhin, dass man keine faulen Kompromisse wolle. Das würde keinem nutzen sondern schaden und nur Frust bei den Beschäftigten im Handwerk hervorrufen. Wichtiger sei es, die Arbeitsbedingungen zu erleichtern. Nur so können die jungen Menschen für den Handwerksberuf begeistert werden. Denn das sei auch die Voraussetzung für den dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg von Deutschland in der Zukunft.