Die Folgen der Handwerksnovelle aus dem Jahr 2004 haben eine Abwärtsspirale im Baugewerbe in Gang gesetzt, die kaum zu bremsen ist: wirtschaftliche Probleme in den Betrieben, abnehmende Handwerksqualität und vor allem ein dramatischer Rückgang der Ausbildungsleistung hat die Bayerische Staatsregierung nun dazu bewogen, eine Bundesratsinitiative zu starten. Nicht zuletzt aufgrund des wachsenden Fachkräftemangels begrüßt das Baugewerbe diesen Schritt.
Vor 14 Jahren wurde die Handwerksordnung in Deutschland novelliert und die Meisterpflicht in einigen Gewerken aufgehoben. Man erhoffte sich damit eine Belebung im Handwerk. Doch leider führte diese Novellierung nachweislich in einigen Gewerken zu einem dramatischen Rückgang der Ausbildungszahlen. Getrieben durch den aktuell fortschreitenden Fachkräftemangel hat die Bayerische Staatsregierung letzte Woche im Bundesrat einen Antrag auf Wiedereinführung der Meisterpflicht gestellt. Auch in der Öffentlichkeit stößt die Initiative auf breite Zustimmung. Sogar der stellvertretende Unions-Fraktionschef Carsten Linnemann sagte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass die Abschaffung dieser Pflicht im Jahr 2004 ein großer Fehler war. Davon betroffen sind dutzende Handwerksberufe. Das hatte auch Auswirkungen auf die Qualität der Arbeiten, die sich in den betroffenen Gewerken deutlich verschlechtert hat.
Baugewerbe befürwortet Bayerischen Vorstoß zur Wiedereinführung der Meisterpflicht
Auch das Baugewerbe unterstützt das Vorgehen auf breiter Front. „Wir begrüßen die Bundesratsinitiative der Bayerischen Staatsregierung zur Wiedereinführung der Meisterpflicht! Die Wiedereinführung des Meistervorbehalts ist in den seit 2004 zulassungsfreien Gewerken des Bauhandwerks, wie z.B. beim Fliesenlegerhandwerk dringend notwendig, denn eine zukunftsfähige duale Ausbildung, gut ausgebildete Fachkräfte, Handwerksqualität und vor allem hohen Verbraucherschutz sichert nur der Meisterbrief!“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Baugewerbe-Verbandes Sachsen-Anhalt, Giso Töpfer, und fordert seine Landesregierung zur Unterstützung der bayerischen Initiative im Bundesrat auf. Allein um 80 Prozent ist im Fliesenlegerhandwerk die Zahl der Meisterprüfungen zurückgegangen. Das wirkt sich auch auf die Ausbildungsleistung aus, die seit 2004 um mehr als die Hälfte abgenommen hat. Dem gegengesetzt ist die Zahl der Betriebe, die sich im gleichen Zeitraum versechsfacht hat. In 2004 waren noch bundesweit 12.000 Betriebe eingetragen. Im Jahr 2014 waren es über 71.000 Betriebe.
Die Verbraucher sind oft die Leidtragenden
Fest steht, dass es ohne Meisterbetriebe keine betriebliche Ausbildung mehr gibt. Doch Qualität kommt vor Quantität. Die ist allerdings kaum noch gegeben, denn schon jetzt herrscht ein Fachkräftemangel. Darunter leidet auch die Qualität des Handwerks. Die Zeche dafür muss der Verbraucher bezahlen. Deshalb ist die Wiedereinführung der Meisterpflicht unbedingt notwendig, fordert das Baugewerbe. Schließlich muss der Kunde dem Handwerker vertrauen können und er muss sich sicher sein, dass der Handwerker auch eine gut ausgebildete Fachkraft ist. Es ist nun eine Frage der Zeit, ob und wann die Handwerksordnung geändert werden könne, ohne dass ein Scheitern vor der Europäischen Kommission befürchtet werden muss.
Weitere Informationen:
Online-Petition zur Wiedereinführung der Meisterpflicht im Fliesenlegerhandwerk, Initiator: Stefan Bolken für die Fliesenlegerinnung Oldenburg