Entgegen der bisherigen Prognosen muss der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) seine Jahresprognose korrigieren, da sich die Zahlen positiver entwickeln als noch im Mai dieses Jahres angenommen. Nur im Bereich des öffentlichen Baus stagniert das Wachstum. Umso besser entwickeln sich der Wohnungsbau und der Wirtschaftsbau. Das gesamte Umsatzwachstum im Bauhauptgewerbe wird demnach für 2011 um 6,8 statt zuletzt geschätzten 2 % ansteigen.
Während der ZDB bisher noch von einem Umsatzwachstum von 2 % im Baugewerbe ausging, revidieren die Verantwortlichen ihre im Mai abgegebene Zahl nun positiv nach oben. Aller Voraussicht nach wird man bei 6,8 % Wachstum abschließen. Dies ist insbesondere der anhaltend guten Entwicklung im Wohnungsbau sowie der dynamischen Entwicklung im Wirtschaftsbau zu verdanken.
Mit einer Umsatzsteigerung von etwa 11 % in diesem Jahr liegt der Wohnungsbau noch gut vor dem Wirtschaftsbau (9 %). Zum Juni 2011 wurden 29 % mehr Neubauten genehmigt als im Jahr 2010. Auch für die Bemessung der Baukosten liegt das Plus für Neu- und Umbauten bei 29 %. Mit den steigenden Erteilungen von Baugenehmigungen stiegen wiederum auch die Auftragseingänge – ein Zuwachs von 26,5 %. Das bringt somit einen Umsatzzuwachs von 19 % allein in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres. Eine weitere Rolle bei dieser positiven Entwicklung spielen aber auch die momentan günstigen Finanzierungsbedingungen.
Auch der Wirtschaftsbau zeigt sich von seiner guten Seite. Mit einer voraussichtlichen Umsatzsteigerung von 9 % ist diese Aussicht fast überraschend. Wie auch im Wohnungsbau spielen hier die erteilten Baugenehmigungen und damit verbundenen Auftragseingänge eine wesentliche Rolle. Die einzelnen Gebäudeklassen des Wirtschaftsbaus stiegen um 41% bei Fabrikgebäuden, 12 % bei Lagergebäuden und 26 % bei Bürogebäuden. Der Hochbau schneidet beim Wirtschaftsbau mit 15 % besser in den Auftragseingängen ab als der Tiefbau mit einem Anstieg um 13 %.
Als großes Sorgenkind stellt sich der öffentliche Bau dar. Hier ist die Entwicklung eher rückläufig, bei der die Baugenehmigungen (gemessen in Baukosten) im Juni 2011 sogar 22 % unter den Vorjahreszahlen liegen. Während in 2010 das Konjunkturpaket wesentlich zu den Ergebnissen beitrug, fehlen diese Aufträge jetzt umso mehr in der Entwicklung. Auch beim Auftragseingang verzeichnet der öffentliche Bau ein Minus von 7 %, im Hochbau ein Rückgang um 10 % und im Tiefbau minus 7 %. Dass die Umsätze zurzeit noch mit 10 % im Plus liegen, ist einzig dem guten Start der ersten Jahreshälfte (+ 28 %) geschuldet. Mehr als eine Stabilisierung der Umsätze (+ 0,4 %) ist im zweiten Halbjahr 2011 nicht zu erwarten.
Der Tiefbau ist besonders alarmierend, da die realen Investitionen der letzten Jahre bereits rückläufig waren. Wenn nicht bald Gelder in die Infrastruktur aufgewendet werden, wird das Wirtschaftswachstum in Deutschland ausgebremst werden. Auch wenn die Haushalte der Länder und Kommunen meist zu knapp bemessen sind, darf dieser Bereich nicht außer Acht gelassen werden.