Dass die gesamtwirtschaftliche Lage Deutschlands zurzeit wieder unsicherer wird, merken wir alle. Dennoch ist die Bauindustrie durchaus optimistisch, wenn es um die Prognosen für das Jahr 2012 geht. Ganz klar wird es in einigen Bereichen der Branche zu rückläufigen Umsätzen kommen, dafür profitieren aber andere von der vorherrschenden Situation. Alles in allem erwartet die Bauindustrie ein nominales Wachstum von 2,5% in 2012, welches real bei 1% liegen würde.
Anlässlich der Jahresauftaktpressekonferenz in Berlin, äußert sich Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, zu seinen Aussichten hinsichtlich des Umsatzwachstums in der Bauindustrie im Jahr 2012. Bauer stellt ganz deutlich klar, dass sich das Wachstum wegen der derzeitigen wirtschaftlichen Situation in Deutschland und Europa natürlich verlangsamen wird, dennoch rechnet er aber immer noch mit einem Plus von nominal 2,5%, real 1%. Des Weiteren hebt Bauer hervor, dass die Entwicklung der Umsätze in der Bauwirtschaft im Jahr 2011 so stark gestiegen sind wie seit 1994 nicht mehr. Das Umsatzplus betrug im vergangenen Jahr immerhin 9,5%, real 6,5%. So rasant wird es zwar nicht weitergehen, aber es wird einige Bereiche geben, die von der aktuellen Lage sogar noch profitieren können.
Gewinner in der Bauwirtschaft wird ganz klar der Wohnungsbau sein. Dieses Segment wird deutlich positivere Entwicklungen verzeichnen können als andere Bereiche der Branche. Aufgrund der angespannten Situation auf den Kapitalmärkten werden viele Bürger umdenken und ihr Geld wieder in Wohnimmobilien investieren. Daher rechnet der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie auch mit einem Anstieg der Fertigstellungen von mehr als 15% im Geschosswohnungsbau auf 75.000 Einheiten. Für alle Wohnung erwartet man ein Plus von 12% auf 210.000 Einheiten. Auch wenn die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr rückläufig sein wird, wird sie in 2012 trotzdem noch um nominal 6% wachsen. In 2011 betrug das Umsatzwachstum noch 11%.
Die Aussichten für den Wirtschaftsbau sind nicht ganz so positiv wie für den Wohnungsbau. In diesem Sektor herrscht wesentlich stärke Unsicherheit für Vorhersagen der Entwicklung. Das liegt einfach an der Tatsache, dass der Wirtschaftsbau viel sensibler auf konjunkturelle Schwankungen reagiert. Das führt dann in der Regel zum Stillstand, schlimmstenfalls zum Abbruch, von Bauvorhaben und -genehmigungen. Momentan sind die Frühindikatoren zwar noch günstig, dennoch kann sich das schnell ändern. Es bleibt in jedem Fall festzuhalten, dass bei den Büroimmobilien ein Fortschritt stattfinden wird, jedoch eher kurzfristig betrachtet. Sehr viel mehr Erwartungen und Vertrauen setzt man in die Investitionsbereitschaft des Verarbeitenden Gewerbes, da hier die Kapazitätsauslastung noch gleichbleibend hoch bleiben wird – trotz schwächer werdender Exportwirtschaft. Im Wirtschaftsbau geht man derzeit von nominal 3% Umsatzsteigerung aus. In 2011 waren es +11%.
Wirklich kritisch steht der Hauptverband im Jahr 2012 den Umsatzentwicklungen dem öffentlichen Bau gegenüber. Alle Frühindikatoren, Auftragseingänge und Baugenehmigungen, lassen bereits jetzt schon auf einen Umsatzrückgang schließen. Besonders das Auslaufen der Konjunkturprogramme trägt einen wichtigen Teil zu dieser negativen Entwicklung bei. Immerhin wurde der öffentliche Bau im Jahr 2011 durch diese Programme noch mit gut 6 Mrd. Euro gestützt. In Anbetracht der deutschen Staatsschulden ist auch nicht wirklich mit einem Wiederaufleben der Konjunkturprogramme zu rechnen. Insbesondere die europäische Situation zwingt Bund, Länder und Gemeinden zu eiserner Sparsamkeit, auch auf längere Sicht. Aus diesem Grund wird das Wachstum im öffentlichen Bau in 2012 um nominal 2,5% schrumpfen. Gegenüber 2011 mit +4% also ein massiver Einbruch.
Bauer fasst die Situation zusammen: „ Ein stabiler Euroraum ist Voraussetzung dafür, dass die deutsche Volkswirtschaft und damit die deutsche Bauwirtschaft sich auch in den nächsten Jahren erfolgreich entwickeln können.“ Die Rettung ist Euro ist daher unbedingt erforderlich und die Bauindustrie wünscht sich, dass sich die Bundesregierung weiter dafür einsetzt, in dem sie einen „marktwirtschaftlichen Kurs“ hält. Unter dieser Voraussetzung wird 2012 zwar ein schwieriges Jahr, aber dennoch ohne große Ausreißer gut zu bewältigen sein.