Die Rahmenbedingungen für Investitionen in Deutschland sind schwierig. Da sich jedoch die Situation für den Wohnungsbau nach wie vor günstig darstellt, rechnen die Spitzenverbände der Bauwirtschaft mit einem nominalen Umsatzplus von zwei Prozent. Damit trägt der Wohnungbau erneut die Baukonjunktur, da auch der Wirtschaftsbau schwächelt und im Öffentlichen Bau trotz hoher Steuereinnahmen Investitionen gekürzt werden.
Auf der gestrigen Jahresauftaktpressekonferenz in Berlin gaben sich die beiden Präsidenten der Spitzenverbände der Bauwirtschaft zuversichtlich hinsichtlich der Bauprognose 2015. Sowohl Prof. Thomas Bauer vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), wie auch Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) erwarten einen nominalen Anstieg der Umsätze in der Bauwirtschaft von zwei Prozent auf 101 Milliarden Euro. „Damit wird die 100-Milliarden-Marke erstmals seit 2000 wieder überschritten. Der Wachstumstrend bleibt intakt, wenngleich das Tempo nachgibt“, lautete das Resümee.
Insgesamt ist das ein positives Zeichen, denn die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland ist durchaus von einer gewissen Unsicherheit geprägt: Die schwellende Eurokrise, der Konflikt in der Ukraine und die durch sinkende Ölpreise drohenden Auswirkungen auf die davon abhängigen Länder in Russland und dem Nahen Osten schaffen nicht gerade ein optimales Investionsklima. Hinzu kommen noch die „hausgemachten“ Sorgen hierzulande um die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen durch den neuen gesetzlichen Mindestlohn, die Rentenbeschlüsse und die Mietpreisbremse.
Doch trotz aller widrigen Umstände sind die Bedingungen gleichzeitig immer noch recht attraktiv: Denn aktuell ist die Lage in Deutschland vor allem in Ballungsgebieten geprägt durch eine anhaltende Nachfrage nach Wohnraum durch immer neue Zuwanderer. Darüber hinaus bietet sich eine recht hohe Sicherheit im privaten Umfeld durch einen stabilen Arbeitsmarkt mit steigendem Realeinkommen der Arbeitnehmer. Und außerdem sind die historisch niedrigen Hypothekenzinsen und die Minimalrenditen auf klassische Kapitalanlagen ein entscheidender Anreiz für Investition in das sogenannte „Betongold“. Alles in allem also doch gute Voraussetzungen für höhere Wohnungsbauinvestitionen.
Obgleich der Wohnungsbau nach wie vor mit prognostizierten drei Prozent auf 36,8 Milliarden Euro in 2015 der Treiber der Baukonjunktur ist, profitieren bei weitem nicht mehr alle Marktsegmente gleichermaßen. Gerade im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser liegt die Zahl der Baugenehmigungen in den ersten drei Quartalen 2014 um drei Prozent unter dem Vorjahreswert. Offensichtlich ist eine Sättigung erreicht, zumal die extrem wachsenden Grundstückspreise ein weiteres Wachstum hemmen. Denn während seit 2009 die Kaufpreise für Mehrfamilienhäuser um 23 Prozent anwuchsen, stiegen die Baukosten nur um 11 Prozent. Die großen Gewinner sind also nicht die Bauausführenden sondern die Grundstückseigentümer und Händler. Das Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen sollte daher diesen Bereich näher beleuchten, fordert die Bauwirtschaft. „Wer den Anstieg von Mieten mildern will, der muss neue Wohnungen bauen. Mietpreisbremsen und steigende Grunderwerbssteuersätze bauen keine Wohnungen“, konstatieren zusätzlich die Spitzenverbände und fordern entsprechende Impulse von der Politik. Dazu zählt beispielsweise die Erhöhung der Abschreibungssätze von zwei auf vier Prozent oder die Förderung innovativer Bauweisen, wie beispielsweise der Modulbauweise bei Hotelketten. Denn das große Wachstum liegt vor allem im Geschosswohnungsbau, wo aktuell schon zehn Prozent höhere Baugenehmigungen verzeichnet wurden.
Die Entwicklung vom Wirtschaftsbau lässt sich aufgrund unterschiedlicher Prognosen am Markt kaum voraussagen. Tatsächlich wird es von der Entwicklung der Gesamtwirtschaft abhängen, wie Investoren kurzfristig auf die Marktsignale reagieren. So wird zum heutigen Zeitpunkt von der Bauwirtschaft nur mit einem nominalen Umsatzwachstum von 1,5 Prozent auf 36,3 Milliarden Euro gerechnet. Dabei wurden vor allem mit einem Plus von 15 Prozent deutlich mehr Fabrik- und Werkstattgebäude genehmigt als die stagnierenden Handels- und Lagergebäude. Die Baugenehmigungen von Bürogebäuden gingen sogar zweistellig zurück. Hoffnung macht vor allem der Wirtschaftstiefbau mit anstehenden Investitionen der Deutschen Bahn.
Auch im Öffentlichen Bau stellt sich die Situation nicht großartig besser dar und wird wohl bei einem mageren Umsatzplus von einem Prozent bei einem Umsatz von 28 Milliarden Euro liegen. Denn erfahrungsgemäß kann die Bauwirtschaft bei der weiterhin angestrebten Haushaltskonsolidierung von weiteren Kürzungen der Investitionen ausgehen. Das war schließlich schon in der Vergangenheit so, dass zwar die Steuereinnahmen seit dem Krisenjahr 2008 um 16,7 Prozent anstiegen, während der Umsatz im Öffentlichen Bau jedoch nur um 7,4 Prozent wuchs. So ist bereits heute ein Rückgang der Baumaßnahmen des Bundes um 140 Millionen Euro, bzw. zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr bekannt, obwohl die Steuereinnahmen mit 18,7 Milliarden Euro, bzw. 3,1 Prozent das Vorjahresergebnis übertreffen. Lediglich der Deutschen Städtetag informierte über eine Erhöhung der Baumaßnahmen bei den Gemeinden um zwei Prozent.