Auch die Bauwirtschaft bekommt nun die Auswirkungen des Coronavirus drastisch zu spüren. Nun müssen zügig Maßnahmen beschlossen werden, um die Liquidität der eigentlich gesunden Betriebe zu sichern. Die Bauwirtschaft spricht sich daher für eine rasche und unbürokratische Überbrückungsunterstützung aus. Denn in der Coronakrise sind Regelungen zur Beitragsstundung, Anpassungen im Steuerrecht und Schnellverfahren bei der Kreditvergabe gefragt. Doch auch das vereinfachte Kurzarbeitergeld wird sehr begrüßt.
Aufgrund der akuten Gesundheitsgefährdung durch den Coronavirus werden immer mehr Messen und Veranstaltungen abgesagt, vielerorts Arbeiten eingestellt oder auf Home-Office umgestellt und nicht zuletzt Beschäftigte aufgefordert, das Haus möglichst nicht zu verlassen. Das wirkt sich natürlich auch auf die Konjunktur aus. Das Ifo Institut hat dazu eine Umfrage gestartet. Diese ergab, dass mit 56,2 Prozent über die Hälfte der deutschen Betriebe die Folgen des Coronavirus deutlich zu spüren hätten.
Liquiditiät der eigentlich gesunden Betriebe sichern
Von Corona ist auch das Handwerk und die Bauwirtschaft betroffen. Daher wird vom Handwerk der rasche Beschluss zur Erleichterung beim Kurzarbeitergeld sehr begrüßt. “In der gegenwärtigen Lage müssen wir solche wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen ergreifen, mit denen wir verhindern, dass an sich gesunde Unternehmen und Betriebe wegen krisenbedingter Liquiditäts- und Kapazitätsprobleme in die Insolvenz geraten und Arbeitsplätze verloren gehen”, erklärt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). “Am sinnvollsten erscheint es daher, sich darauf zu konzentrieren, Betriebe kurzfristig auf der Finanzierungs- und Kostenseite zu entlasten etwa durch Liquiditätshilfen, durch großzügige zinslose Steuerstundungen bei allen Steuerarten, durch Überbrückungsgelder, durch eine beschleunigte Kreditvergabe.” Denn die Betriebe brauchen Instrumente an die Hand, um ihre Liquidität aufrecht zu erhalten. Die Erleichterung beim Kurzarbeitergeld in Zeiten des Coronavirus ist da eine wirkliche Erleichterung. Doch auch die Berufsgenossenschaft Bau (BG Bau) bietet Möglichkeiten, um die Betriebe schnell und unbürokratisch finanziell zu entlasten. Das geschieht durch die simple Stundungen der Beitragszahlungen.
Immer größer sind die Auswirkungen auf das Handwerk
Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) hat eine Umfrage bei den Handwerksbetrieben durchgeführt, inwieweit sich Corona auf die Handwerksbetriebe auswirken würde. Besonders betroffen sind die Messebauer. Sie haben bereits 70 bis 90 Prozent ihres Auftragsvolumens eingebüßt. Besonders schwierig ist die Situation in Südbaden. Viele Mitarbeiter wohnen im Elsass, das als Risikogebiet eingestuft wurde. Die Mitarbeiter dürfen nicht mehr nach Deutschland einreisen, wenn sie sich nicht zunächst in Quarantäne begeben haben. Sie können nicht mehr eingesetzt werden und das bedeutet, dass im schlimmsten Fall der betroffene Betrieb schließen muss.
Bauwirtschaft fordert Überbrückungsunterstützung
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) sprach sich für mehr Handlungsspielraum der Betriebe aus. Ziel sei es, die Liquidität der Betriebe sicherzustellen. “Das hat in der jetzigen Situation eine höhere Wirksamkeit als groß angelegte Konjunkturprogramme”, erklärt Pakleppa. Ein Vorteil wäre es zum Beispiel, wenn die Betriebe die Sozialversicherungsbeiträge nicht im Voraus bezahlen müssten und wenn die Umsatzsteuer erst dann gezahlt werden müsse, wenn ein tatsächlicher Ausgleich der Rechnung erfolgt sei. Doch auch die beschleunigte Kreditvergabe kann die Branche wirksam entlasten.
“Es ist gut und wichtig, dass sich Wirtschaft und Politik in dieser Situation austauschen und sich gemeinsam daran machen, Lösungen zur bestmöglichen Abfederung der Corona-bedingten wirtschaftlichen Folgen zu finden”, erklärt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) angesichts des Treffens der Politik mit Vertretern der Wirtschaft. “Anders als bei den Konjunkturprogrammen in der Finanzkrise geht es diesmal nicht darum, strukturelle Konjunkturdefizite auszugleichen“. Weiterhin betont Wollseifer, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, damit gesunde Betriebe nicht durch die Situation in Insolvenz geraten. In keinem Fall könnten die Betriebe zusätzliche Ausgaben verkraften.