Digitale Zwillinge von Gebäuden, durch die die Planung und der Bau von Gebäuden viel effizienter wird. Intelligente Gebäude als zusammengeschlossene virtuelle Kraftwerke. Eine digitalisierte und vernetzte Gebäudetechnik, die den Energieverbrauch eines Gebäudes drastisch senkt. Das sind Szenarien, die die Möglichkeiten in der Zukunft intelligenter Bauwerke aufzeigen. Cedrik Neike, CEO von Siemens Smart Infrastructure hat sie und weitere Möglichkeiten jüngst in einem Interview skizziert.
Für Cedrik Neike, CEO von Siemens Smart Infrastructure, sind Gebäude intelligent, die ihre Umgebung verstehen, kommunizieren, lernen und sich anpassen. Bei alledem muss – aus Sicht von Siemens – der Mensch im Mittelpunkt stehen. Bereits im Jahr 2020 sind bis zu 50 Milliarden Geräte mit dem Internet der Dinge vernetzt, so Neike. Etwa 20 Prozent davon werden zur Gebäudetechnik gehören. Deshalb fällt eine gigantische Datenmenge an, die für ein intelligentes Gebäude aufbereitet und analysiert werden muss.
Intelligente Gebäudetechnik wirkt energiesparend
Bis zu 50 Prozent der Energie werden heute in einem durchschnittlichen Gebäude verschwendet, erklärt Neike im Interview. Laut einer aktuellen Studie sei es jedoch möglich, den ökologischen Fußabdruck eines Gebäudes durch Digitalisierung und Vernetzung um bis zu 80 Prozent zu reduzieren, fährt er fort. Allerdings seien Gebäude in der modernen Welt nicht alleine Energieverbraucher, sondern zusätzlich auch Energieerzeuger. Neike bezeichnet sie als intelligente „Prosumenten“, die sich mit der Außenwelt austauschen.
In Kanada erprobt Siemens aktuell die Nutzung intelligenter Gebäudetechnik und Stromnetze in Provinzen, in denen Elektroheizungen weit verbreitet sind. Ein Ziel dabei: Überschüssige Wärmeenergie in den Boilern der Häuser zu speichern, die Häuser quasi als Batterien zu nutzen und mehrere Gebäude zu einem virtuellen Kraftwerk zusammenzuschließen. So könne man Lastspitzen glätten und Energie für Zeiten mit einer geringeren Stromerzeugung speichern, was laut Aussage von Neike den Bau von ein bis zwei Kohlekraftwerken überflüssig mache.
Gebäude als produktive Elemente eines Energie-Ökosystems
Mit Solarstrom lassen sich ebenfalls Netzwerke aufbauen, von denen die angeschlossenen Gebäude und ihre Bewohner profitieren. Als Beispiel nennt Neike hier ein Projekt, das Siemens gemeinsam mit dem US-amerikanischen Start-up LO3 realisiert hat. Im Rahmen des Projekts wurde im New Yorker Stadtteil Brooklyn mithilfe von Blockchain-Technologie ein Inselnetz aufgebaut, in dem Gebäudeeigentümer überschüssige Solarkapazitäten an ihre Nachbarn verkaufen können. So entstehe eine Gemeinschaft von Stromhändlern, freut sich Neike.
Häuser mit intelligenter Gebäudetechnik sehe er einerseits als interagierenden Bestandteil von smarter werdenden Städten. Andererseits seien sie für ihn dazu da, intuitiv auf ihre Nutzer zu reagieren, „die ihren täglichen Aktivitäten nachgehen, ohne dass eine direkte Schnittstelle zum digitalen Gebäude besteht“. Eines Tages, so die Hoffnung des Siemens-Managers, werden Gebäude „intelligent genug sein, um die Bedürfnisse der Nutzer vorauszusehen“. Sie wären damit ein Bestandteil von Lebensräumen, die sowohl dem Menschen als auch der Umwelt zu Gute kommen.