Gemäß der Handwerksnovelle im Jahr 2004 wurden das Fliesenhandwerk und 52 andere Berufe des Handwerks von ihrer sogenannten Meisterpflicht befreit. Durch diese Befreiung war der Meisterbrief nicht mehr die Grundlage für Betriebsgründungen. Ziel war es, Unternehmensgründungen zu erleichtern und entsprechend zu erhöhen. Dieser Erfolg stellte sich dann auch ein, allerdings nicht lange, da viele der neu gegründeten Betriebe heute gar nicht mehr existieren. Inzwischen hat sich nämlich bestätigt, dass der Meisterbrief ein Garant für die Beständigkeit am Markt ist.
Die Handwerkskammer Konstanz belegt am Beispiel des Fliesenlegerhandwerks innerhalb ihres „Bezirks“, dass der Meisterbrief ein Grund für den Erfolg von Unternehmen am Markt ist – er steht für Qualität und Nachhaltigkeit. Durch die Befreiung der Meisterpflicht im Jahr 2004 wurde das angestrebte Ziel der steigenden Neuregistrierung von Handwerksbetrieben zwar erfüllt, dennoch auch schnell wieder ins Negative rutschte. Es wurden seit 2004 zwar 629 hauptgewerbliche Fliesenleger neu angemeldet bei der Handwerkskammer Konstanz, jedoch sind bereits 277 wieder gelöscht worden. Innerhalb des ersten Jahres gaben sogar schon 130 Unternehmen ihr Geschäft wieder auf. Die Mehrzahl dieser Unternehmen war ohne einen Meisterbrief gegründet worden. Das macht deutlich, dass der Meisterbrief zwar keine Pflicht mehr ist, dennoch aber ein Indiz für qualitativ hochwertige Arbeit eines Handwerksbetriebes. Denn insbesondere die 45 Betriebe, die sich der Sach- und Fachprüfung eines Meisterbriefes freiwillig unterworfen haben, sind auch heute noch registriert und am Markt vertreten.
Ein wesentlicher Vorteil und wahrscheinlich auch ein Grund für den Erfolg der Meisterbetriebe ist die Vermittlung von Kenntnissen im Bereich Betriebswirtschaft. Auch diese wird durch den Erwerb des Meisterbriefes an die Nachwuchsunternehmer weitergegeben, was wiederum die Unternehmensführung unterstützt und erleichtert. Das zeigt wie wichtig und bedeutsam der Meisterbrief auch immer noch ist. Er ist ein Nachweis für Qualität, sowohl in fachlicher als auch unternehmerischer Hinsicht. Nicht zuletzt sind es auch die Meisterbetriebe, die Lehrstellen zur Verfügung stellen und auch wieder zur Nachwuchsförderung und deren Erhalt beitragen.