Nachholeffekte: ab 2022 mehr Bauinvestitionen und Bauvolumen

Nachholeffekte: ab 2022 mehr Bauinvestitionen und Bauvolumen
Foto: Roland Riethmüller

Wie entwickelt sich das Bauniveau in den nächsten Jahren? Marktforscher rechnen mit einer Erholung der Baukonjunktur und der Realisierung erster Nachholeffekte bereits im kommenden Jahr. Trotzdem wirkt sich die Normalisierung der Entwicklung sehr unterschiedlich auf die Segmente im Wohnungsbau, Nichtwohnungsbau und der Modernisierung im Bestand aus. Die Bauinvestitionen und das Bauvolumen wird demnach in allen Bereichen sehr unterschiedlich steigen.

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im Jahr 2020 und Frühjahr 2021 durch die zwei Lockdowns und die Bundesnotbremse deutlich zurückgegangen. Und obwohl von einem anhaltend hohen Preisniveau auszugehen ist, wird trotzdem langsam mit einer Normalisierung der Entwicklung gerechnet. Dabei hat das Bruttoinlandsprodukt aktuell immer noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht. Das Marktforschungsinstitut BauInfoConsult prognostiziert für das laufende Jahr ein weiteres Wachstum vom Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 3,4 Prozent. Auch im Jahr 2022 wird sich dies nicht deutlich ändern und erst im Jahr 2023 wieder mit normalen Wachstumstoleranzen gerechnet.

Ab 2022 wachsende Baukonjunktur durch Nachholeffekte

Aber die langsame Erholung der Zahlen hat durchaus auch Vorteile. So schützt sie die Bauwirtschaft vor einer Überhitzung der Märkte und den daraus resultierenden Rückpralleffekten. Denn durch die gedrosselte Entwicklung im gewerblichen und öffentlichen Hochbau sowie die Explosion der Baumaterialpreise stagniert die Baukonjunktur mit einem Wachstum von 0,6 Prozent im laufenden Jahr. Erst im Jahr 2022 wird mit Nachholeffekten bei Bauinvestitionen und beim Bauvolumen gerechnet. Welche Auswirkungen dies auf die drei wichtigsten Segmente im Hochbau hat, wurde kürzlich durch die aktuelle BauInfoConsult-Studie “Der Baumarkt von übermorgen: mittelfristige Prognosen” untersucht.

Positive Entwicklung im Wohnungsbau trotz negativer Rückpralleffekte

Die überraschend hohe Zahl der Baugenehmigungen während der Corona-Krise im Jahr 2020 gab Zuversicht. So hat sich der Zwei- und Mehrfamilienhausbau in Bezug auf die Anzahl, die Fläche und die Wohneinheiten auch sehr positiv entwickelt. Doch sind aktuell verstärkt nachteilige Rückpralleffekte zu verzeichnen, die die Wachstumsraten der Wohnungsbaugenehmigungen in den nächsten zwei Jahren weiter negativ beeinflussen werden. Dies betrifft vor allem den Bereich der Einfamilienhäuser, was aus einem deutlich steigenden Preisniveau resultiert. So erhöhen sich in vielen Bereichen die Baukosten bei sinkenden oder stagnierenden Wohnflächen und Gebäudezahlen. Zusätzlich bremsen die Materialengpässe ab dem Frühjahr 2021 die Fertigstellung der bereits genehmigten Bauvorhaben aus den Jahren 2020 und 2021. Erst im Jahr 2022 wird mit einer Marktnormalisierung der internationalen Materialnachfrage gerechnet und damit den Weg für mehr Fertigstellungen frei.

Nichtwohnungsbau stagniert

Im Nichtwohnungsbau gestaltet sich die Situation dagegen weniger positiv. Denn die Branchen der Auftraggeber waren unterschiedlich stark von den Corona-Maßnahmen betroffen. Und auch wenn im Schnitt mit einer ausgewogenen Entwicklung gerechnet wird, so ist im Nichtwohnungsbau kaum von Nachholeffekten auszugehen. Die Düsseldorfer Marktforscher erwarten eher eine Fortsetzung der Stagnation bis zum Jahr 2023. Dabei sind auch die Baugenehmigungen im Nichtwohnungsbau leicht rückläufig. Allerdings sinkt eher die Größe der Projekte als die Anzahl. Auch die Fertigstellungen können nicht an den Erfolg aus dem Jahr 2020 anknüpfen und sinken in diesem Jahr um 1,4 Prozent. Während die Zahlen im Allgemeinen in den Jahren 2022 und 2023 weiter stagnieren, kann man leicht Gewinner und Verlierer erkennen. So wird der Bereich der Bürogebäude, der Schulen und der Lagerhallen weiter wachsen, während Hotels, sowie Landwirtschafts- und Handelsgebäude weniger gebaut werden.

Modernisierung im Gang, allerdings fehlen energetische Maßnahmen

Der Modernisierungsmarkt zeigt sich von den Effekten der Pandemie wenig beeindruckt. Viele private Modernisierer haben trotz oder möglicherweise auch wegen der Krise im Jahr 2020 ihre Renovierungsvorhaben durchgeführt. Durch vorbeugendes Home-Office und die anschließenden Lockdowns wurde viel Zeit zu Hause verbracht, was den Wunsch zur Erneuerung sicher noch einmal verstärkt hat. Dabei ist auch das energetische Modernisierungsvolumen zumindest im Wohnungsbau angestiegen. Trotzdem beherrschen nichtenergetische Maßnahmen das Modernisierungsvolumen und lassen Zweifel aufkommen, ob bis zum Jahr 2030 die ambitionierten Klimaschutzziele für den Gebäudebereich umgesetzt werden können.

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