Der Wohnungsbau boomt immer noch in zahlreichen Regionen Deutschlands. Doch sind es immer noch die Städte und deren Speckgürtel, die von diesem Zustand profitieren. Je ländlicher es wird, desto weniger stark ist die Bevölkerung noch angesiedelt. Diese Entwicklung ist seit vielen Jahren zu verzeichnen und wird immer stärker. Auch die aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) unterstreicht dies. Die Herausforderung ist es, dies nachhaltig zu ändern.
Schaut man sich deutsche Großstädte an, fällt auf, dass diese immer schneller wachsen und die Bevölkerungszahlen eine konstante Aufwärtsentwicklung haben. Mittlere und kleine Städte dagegen, verzeichnen eher einen Abgang von Bewohnern. Auf dem Land und in besonders dünn besiedelten Gebieten stellt sich die Lage noch weitaus krasser dar. Hier hat langfristig auch die Wirtschaft drunter zu leiden. Dabei fällt auch auf, dass es vor allem die jungen Menschen sind, die in die Großstädte und deren näheres Umland gehen. Für die Wirtschaft in mittleren und kleinen Städten, sowie auf dem Land, hat dies entsprechende Auswirkungen.
Die aktuelle Studie des BBSR beschäftigte sich genau mit diesem Zustand. Betrachtet wurde der Zeitraum zwischen den Jahre 2008 und 2013. Wesentlicher Faktor war hier natürlich die Bevölkerungszahl an sich, aber auch sozio-ökonomische Faktoren wurden herangezogen. Außerdem erkennt man, dass die westdeutschen Städte wesentlich stärker wachsen als die ostdeutschen.
Die am stärksten wachsenden westdeutschen Großstädte sind Münster (+8,9 Prozent), Frankfurt am Main (+7,6 Prozent), Darmstadt (+7,3 Prozent) und München (+7 Prozent). Im Osten sind es Leipzig (+7 Prozent), Potsdam (+6,3 Prozent) und Dresden (+5,8 Prozent). Aber es gibt auch Bevölkerungsrückgänge in einigen wenigen Großstädten zu verzeichnen. Diese befinden sich demnach im Ruhrgebiet.
Bei den mittelgroßen Städten (20.000 bis 100.000 Einwohner) wurde ebenfalls ein starker Abfall der Bevölkerungszahl ermittelt. Doch gerade die Gebiete rund um die Großstädte konnten darüber hinaus immer mehr Bewohner zählen. So sind es hier vor allem Teltow (+14,9 Prozent) bei Berlin, Remseck am Neckar (+8,8 Prozent) bei Stuttgart sowie rund um München in Dachau (+8 Prozent), Olching (+7,8 Prozent) und Unterhaching (+7,7 Prozent), die ihre neue Heimat finden. Stark defizitär entwickeln sich in den letzten Jahren die ehemaligen ostdeutschen Industriezentren Hoyerswerda (Sachsen), Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) und Eisenhüttenstadt (Brandenburg).
Mit dem Weggang der Bevölkerung sinkt natürlich auch die Zahl der zu beschäftigenden Arbeitnehmer. Denn es sind vor allem junge Menschen, die in die Städte gehen, da ihnen hier viel mehr Möglichkeiten geboten werden. Es bleiben also meist die alten Leute zurück. Somit veralten immer mehr Regionen, wodurch der Fachkräftemangel noch spürbarer wird.
Die Herausforderung für die schrumpfenden Regionen ist somit im Grunde, Maßnahmen zu ergreifen, sich wieder attraktiver zu machen und so die Leute zum Bleiben zu animieren. Doch das ist keinesfalls alleine zu bewältigen und bedarf selbstverständlich auch einem gewissen Maß an Zeit.
Die Bevölkerungsprognose der BBSR stellt fest, dass die Einwohnerzahl in Deutschland bis zum Jahr 2035 wohl leicht sinken wird. Dennoch werden die Bürger immer älter. Harald Hermann, BBSR-Direktor, hält daher fest: „Um die Bevölkerungszahl langfristig konstant zu halten, müsse Deutschland jedes Jahr Wanderungsgewinne von ca. 400.000 Personen erzielen. Bevölkerungswachstum wird ohne Zuwanderung über einen längeren Zeitraum nicht möglich sein.“