In einer aktuellen Stellungnahme hat die Bauindustrie eine Verantwortung für den Rückgang der Baugenehmigungen in Deutschland zurückgewiesen. Kritiker sprachen zuletzt von einer konjunkturbedingt starken Auslastung der Bauindustrie, die im ersten Halbjahr 2017 zu einem Rückgang der Baugenehmigungen geführt habe. Doch Baulandengpässe, fehlende kommunale Planungskapazitäten sowie statistische Effekte sind laut Bauindustrie die wahren Hemmnisse.
Laut Pressemitteilung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) halte der Vorwurf, dass langwierige Genehmigungsverfahren der Kommunen schuld am Wohnungsmangel sind, einer empirischen Überprüfung kaum stand. Stattdessen entstehe das Fertigstellungsdefizit dadurch, „dass genehmigte Bauvorhaben oftmals nur mit Verzögerungen oder gar nicht fertiggestellt werden“, wurde KfW-Chefvolkswirt Dr. Jörg Zeuner in der Pressemitteilung zitiert. Einen mehrerer Gründe für diese Verzögerungen sah die KfW in Kapazitätsengpässen der Bauwirtschaft.
Baugenehmigungen seien noch lange keine Fertigstellungen
Das ließ die Bauindustrie nicht auf sich sitzen. „Die Kritiker verwechseln anscheinend Genehmigungen mit Fertigstellungen. Genehmigt ist aber noch nicht gebaut. Dies hat somit noch keine Auswirkungen auf die vorhandenen Kapazitäten“, entgegnete nun Dieter Babiel, der neue Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). Wäre eine Auswirkung auf die Kapazitäten vorhanden, müssten auch die Baugenehmigungen bei Mehrfamilienhäusern eingebrochen sein, argumentiert Babiel weiter. Genau das sei aber nicht der Fall. Laut Angaben des HDB wurden in den ersten drei Quartalen 2017 insgesamt 125.000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern genehmigt. Das wäre knapp ein Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Besonders stark seien solche Baugenehmigungen in Ballungsräumen wie Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln und München gestiegen.
Auch statistische Effekte verursachen den Rückgang
Aus HDB-Sicht sind nicht zuletzt statistische Effekte am Rückgang der Baugenehmigungen im Wohnungsbau schuld. Seit fast zehn Jahren sei ein Anstieg der Genehmigungen zu verzeichnen gewesen, heißt es. Das habe „zu einem Genehmigungsüberhang von fast 400.000 Wohnungen geführt“. Zudem habe es 2016 einen Vorzieheffekt und ein zweistelliges Plus bei den Genehmigungen aufgrund der Verschärfung der Energieeinsparverordnung gegeben. Darüber hinaus, so Babiel weiter, spiele der abnehmende Bedarf an Flüchtlingsunterkünften eine Rolle. Nach einem Plus von über 100 Prozent im letzten Jahr sei die Zahl der Genehmigungen von Wohnheim-Wohnungen um 41 Prozent zurückgegangen.
Die Bauindustrie antwortete auf Kritik der KfW
Laut Ansicht des Bauhauptverbandes fehlen die nötigen Flächen und die Planungskapazitäten in den Behörden für einen bedarfsorientierten Wohnungsbau. Deshalb appellierte Babiel an die Kommunen, „neben ausreichend Bauland auch genügend Personal zur Verfügung zu stellen“.