Innovative Sanierung mit Fassaden-Roboter Plotbot/Crawler
Bei der Sanierung einer Fassade könnte man künftig häufiger auch Fassaden-Roboter im Einsatz sehen. Die Forschungsplattform “BAU KUNST ERFINDEN” der Universität Kassel hat einen derartigen Roboter namens Plotbot/Crawler konstruiert. Er kann Risse und Feuchtigkeit entdecken, Solar-Chips in eine Fassade integrieren sowie Sanierungen und Beschichtungen übernehmen. Geeignet ist er auch dafür, den ebenfalls von “BAU KUNST ERFINDEN” entwickelten Solarstrom-Beton DysCrete auf Fassaden aufzutragen und zu erneuern.
Die Kasseler Forscher bezeichnen den neuen Fassaden-Roboter Plotbot/Crawler als einen webbasierten, sensorgesteuerten Bewegungsautomaten. Dabei steuern mehrere computergesteuerte Seilspulen den innovativen Fassaden-Roboter über die Hauswand. Für Beobachter sieht das so aus, als würde der Roboter über die Fassade kriechen (Englisch: crawl).
Seilspulen bewegen den Fassaden-Roboter
Die Seilspulen können den Roboter kurzzeitig von der Fassade wegbewegen, damit er Hindernisse wie Fenster oder Simse überwindet. Und sie sorgen dank der präzisen Steuerung dafür, dass der Roboter nicht anfällig gegenüber mechanischen Einflüssen wie Wind ist. Die Entwicklung des Plotbot/Crawlers umfasst laut Website von “BAU KUNST ERFINDEN” vier Bereiche:
- die "all in one" Maschinen-Komponente mit Sensoren und Effektoren sowie einer mobilen Basis,
- eine Software-Komponente (flexible und systematisierte Steuerung),
- ein Hardware-Software-Interface sowie
- ein Webinterface fur den Techniksupport und als Beitrag zum Anwender-Dialog.
Der Fassaden-Roboter wurde jüngst auf der Fachmesse bautec am Stand der Forschungsgruppe Zukunft Bau vorgestellt. Einen ersten Prototypen gab es aber bereits im Januar 2017. An der Entwicklung des Fassaden-Roboters war neben der Forschungsplattform “BAU KUNST ERFINDEN” ein Spin-Off der Kennwert KW GmbH beteiligt. Kennwert bezeichnet sich als 2014 gegründetes Unternehmen für Materialforschung und Materialentwicklung.
Eine Hauptaufgabe: Solarstrom-Beton aufbringen
Eine Hauptaufgabe des Fassaden-Roboters Plotbot/Crawler soll künftig darin bestehen, den Solarstrom-Beton DysCrete auf Fassaden aufzutragen und zu erneuern. Der Name DysCrete verrät einiges über die Konzeption des innovativen Baustoffs. Er setzt sich aus einer Abkürzung des englischen Ausdrucks "Dye Sensitized Solar Cell" (Farbstoffsolarzelle) und des englischen Wortes "crete" (beton) zusammen. Dabei nutzen Farbstoffsolarzellen organische Farbstoffe wie beispielsweise den Blattfarbstoff Chlorophyll, um Licht zu absorbieren. DysCrete funktioniert bei der Absorption von Licht wie solch eine Zelle, erzeugt Energie durch eine elektrochemische Reaktion und vereint dabei die Vorteile solcher Solarzellen mit denen von Beton: Brandsicherheit, eine hohe Festigkeit und Dauerhaftigkeit sowie vielfältige Einbaumethoden. DysCrete ist als neuartiges Materialsystem umweltfreundlich sowie regenerierbar und weitgehend recyclebar, berichtet die Forschungsplattform.
Als transdisziplinäre Forschungsplattform vereint “BAU KUNST ERFINDEN” diverse wissenschaftliche Disziplinen für die "Entwicklung neuartiger Materialsysteme im Spannungsfeld von Kunst, Architektur und Wissenschaft" und setzt einen Schwerpunkt auf den Bereich "Intelligente Oberflächen".