Die Bauwirtschaft ist mit der bisherigen Entwicklung der Baukonjunktur sehr zufrieden. Wegen des Klimawandels müsse sich die Branche jedoch umstellen, denn die Folgen sind schon jetzt zu spüren. Neue Baustoffe, neue Bauverfahren und verbesserte Leitungsnetzwerke seien dringend erforderlich. In Sachen Straßenbelag gebe es auch interessante Neuentwicklungen, denn neue Materialien senken die Luftbelastung.
Nicht nur in Baden-Württemberg ist die Baukonjunktur nach wie vor gut. Dank der gut gefüllten Auftragsbücher in der Bauwirtschaft wird im laufenden Jahr 2019 mit einem Umsatzwachstum von acht Prozent gerechnet. Das bedeutet einen Umsatz von 19 Milliarden Euro. Die Zahlen beziehen sich auch auf Betriebe mit weniger als 20 Beschäftigten. Bei den größeren Bauunternehmen lag das Umsatzplus bei 14 Prozent in der Zeit von Januar bis Juli 2019. Um 19 Prozent sind die Auftragseingänge gestiegen. Die Wohnbaugenehmigungen waren jedoch rückläufig. Im Vorjahresvergleich sanken sie um sechs Prozent auf 25.574 Wohneinheiten. „Insgesamt schaut unsere Branche zuversichtlich auf die kommenden Monate und das nächste Jahr“, erklärt Markus Böll, der Präsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. “Die Dynamik auf dem Bau scheint ungebrochen.” Diese Ansicht wird durch den steigenden Personalaufbau bestärkt. Bis zum Ende des Jahres wird ein Beschäftigungsanstieg auf 106.000 Facharbeiter erwartet.
Auf Veränderungen in der Bauwirtschaft einstellen
Allerdings muss die Branche künftig mit starken Veränderungen rechnen. Der Klimawandel zeigt schon jetzt seine Auswirkungen. Die Innenstädte sind überhitzt, die Straßen überflutet und die Abwassersysteme überlastet. Deshalb müssen neue Baustoffe und Bauverfahren geschaffen werden. Einige Bauunternehmen nutzen bereits neue Baumethoden. Dazu gehören unter anderem Textil-, Carbon-, Gradienten- oder recycelter Porenbeton. Durch den Textilbeton oder Carbonbeton sind schlankere Bauteile mit weniger Eigengewicht nutzbar. Trotzdem kann er durch seine hohe Tragfähigkeit und Lebensdauer überzeugen. Beim Gradientenbeton werden gezielt Hohlräume durch poren-schaumbildende Technologien oder mineralische Hohlkugeln eingebracht. Dadurch werden 40 Prozent der Materialkosten eingespart. Gleichzeitig fallen das Fundament sowie die Stützen und Wände schmaler aus. Das senkt nicht nur die Baukosten, auch Treibhausgasemissionen werden reduziert und die Ressourcen werden geschont.
Neuentwicklungen auch beim Straßenbau
Auch beim Straßenbau gibt es Neuigkeiten zu vermelden. Ein neuer Straßenbelag soll Stickstoffdioxid mithilfe von Sonneneinstrahlung in unschädliches Nitrat umwandeln. Dadurch können Fahrverbote in Zukunft vermieden und die Luftbelastung deutlich gesenkt werden. Eine Testphase wurde bereits in Stuttgart begonnen. Die Aspekte des Klimas spielen bei unterirdischen Leitungsnetzwerke ebenfalls eine wichtige Rolle. Viele Abwassersysteme in Baden-Württemberg sind marode und sollten dringend saniert werden. Jeder neue Starkregen bringt die Mängel zutage. Überflutungen in den Innenstädten sind dann die Regel. Die Kosten für die Sanierung sollen nach Schätzung rund drei Milliarden Euro betragen. Ebenfalls hohe Investitionen verlangen die Versorgung der Häuser mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Für die Bauunternehmen ist das eine sehr große Herausforderung.