Der angespannte Wohnungsmarkt in Berlin geht mit dem wachsenden Fachkräftemangel im Baugewerbe einher. Das führt zu einer neuen Renaissance der Betriebswohnungen. Denn um Fachkräften einen Einstieg in die Branche zu erleichtern, werden immer häufiger subventionierte Wohnungen angeboten. Ein aktuelles Beispiel aus Berlin zeigt, wie gleichzeitig bezahlbarer Wohnraum unter fairen Bedingungen für die ausführenden Bauunternehmen entstehen kann.
Die Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg (FG Bau) feierte am vergangenen Dienstag Richtfest in Berlin. Obwohl es für einen Bauarbeitgeber- und Bauwirtschaftsverband in der heutigen Zeit eher ungewöhnlich ist, baut die FG Bau in Wilmersdorf ein Mietshaus. Darin sollen vor allem bezahlbare Betriebswohnungen für ihrer Mitgliedsbetriebe entstehen. Diese 27 Wohneinheiten dienen primär als „Einstieg in Berlin“ für zuziehende Fachkräfte. Damit läutet die FG Bau eine Renaissance der Betriebswohnungen ein. Denn das Bauprojekt ist das erste nach einem halben Jahrhundert, das die FG Bau im Bereich „Wohnungsbau“ wieder selbst entwickelt. Ähnlich wie damals sei der Markt auch heute vom Fachkräfte- und Wohnungsmangel geprägt. Die neuen Betriebswohnungen der FG Bau tragen dazu bei, sowohl den Wohnungs- als auch den aktuellen Fachkräftemangel zu bekämpfen. Somit ist das Bauprojekt auch eine Maßnahme, Bauberufe in Berlin attraktiver zu machen.
Ein Einstieg für zuziehende Fachkräfte
Gleichzeitig gilt das ambitionierte Bauvorhaben auch als „richtungsweisendes Beispiel für die vorbildhafte Umsetzung der fachlosweisen Vergabe, Arbeitssicherheit und den konsequenten Ausschluss von Schwarzarbeit„. So hat die FG Bau im Rahmen des Projekts auch eng mit der Finanzkontrolle Schwarzarbeit, mit der Bundeszollverwaltung und Unternehmen zusammengearbeitet, die sich nach den Kriterien aus dem Weißbuch der Sozialkasse richten. Denn in der FG Bau haben sich verschiedenste Handwerksunternehmen und mittelständische Betriebe aus unterschiedlichen Baugewerken zusammengeschlossen. Ihre zentrale Aufgabe ist die „Bekämpfung der Schwarzarbeit am Bau“ sowie den „Einsatz für eine handwerks- und mittelstandsfreundliche Wirtschafts- und Vergabepolitik“.
FG Bau mahnt Verwaltungsmodernisierung an
Genau diese kritisierte die FG Bau und resümierte anlässlich des Richtfestes auch ihre eigenen Erfahrungen als Bauherr. So appellierte FG Bau-Präsident Klaus-Dieter Müller an den Berliner Senat, seine Verwaltungsmodernisierung voranzubringen. Die Öffentliche Hand habe die Fachgemeinschaft „zum Teil sehr lange warten lassen“: auf die Genehmigungsfreistellung, die verkehrsrechtlichen Anordnungen und auf den Bauvorbescheid. Auch solche Verzögerungen tragen dazu bei, dass sich die Neubaumieten in Berlin erhöhen, urteilt Müller.