bautec: neue Konzepte für Wohnungsbau und Energieeffizienz

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Foto: Roland Riethmüller

Vergangene Woche fand in Berlin die 17. bautec statt. Neben Themen zur Energieeffizenz standen erstmals auch der Wohnungsbau im Fokus. In einer Sonderschau präsentierten namhafte Hersteller ihre Konzepte und Lösungen, wie schnell und kostengünstig bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann. Auch die Nachwuchswerbung kam nicht zu kurz, so dass sich Aussteller und Messeleitung sehr zufrieden zeigten.

Circa 35.000 Besucher kamen an den vier Messetagen zur bautec – das ist die Bilanz der 17.  internationalen Fachmesse für Bauen und Gebäudetechnik in Berlin. Die etwa 500 Aussteller aus 17 Ländern zeigten bis Ende vergangener Woche neue Produkte und Konzepte rund um den energetischen Systemverbund von Gebäudehülle und Gebäudetechnik, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Dazu präsentierten namhafte Hersteller der Sanitär- und Heizungsbranche ihre Neuheiten und Lösungen. Erstmals stellte die SHK-Innung Berlin das KompetenzZentrum Haustechnik vor, bei dem durch Qualifizierung und Schulung die Bedürfnisse der SHK-Betriebe Rechnung getragen werden. Immerhin sieht sich die SHK-Branche als wesentlicher Treiber der Energiewende. Doch auch die sogenannte Dach-Halle der Dachdeckerinnung Berlin erwies sich erneut als Besucher-Magnet.

Sonderschau Wohnungsbau gibt die richtigen Impulse

Gleichzeitig wurden aber auch gesellschaftliche Problembereiche angeschnitten. So lag ein besonderer Schwerpunkt in diesem Jahr auf dem Thema Wohnungsbau. Hier hat die bautec mit der Sonderschau “Wohnungsbau: kostengünstig – schnell – nachhalig” auf die aktuelle Diskussion reagiert und dafür großen Zuspruch erhalten. “Die deutsche Bauwirtschaft steht vor einem Jahr voller Herausforderungen vor allem im Wohnungsbau. Es war daher genau richtig, dass sich die bautec 2016 diesem Thema geöffent hat”, lobt Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). “Wie ein roter Faden zogen sich Ausstellungen, Veranstaltungen und Diskussionen durch die vier Messetage und haben unserer Branche wichtige Impulse gegeben.”

Flüchtlingsquartiere können später zu Familienwohnungen umfunktioniert werden

18 Aussteller präsentierten in der bautec-Sonderschau ihre Konzepte für den Bau von Wohnsiedlungen aus Modulen und Fertigteilen. Viele Lösungen sehen auch eine mögliche späteren Umnutzung der Flüchtlingsquartiere zu Familienwohnungen vor. Daher warnte Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks, trotz aller Zwänge, schnell und kostengünstig zu bauen, die bewährten Energie- und Baukulturstandards außer acht zu lassen. Doch auch dazu wurden vielfältige Lösungen präsentiert. “Wir müssen rasch, qualitätsvoll und kostengünstig bauen, viele Beispiele haben mich überzeugt”, resumiert Hendricks.

Gewaltiger Bedarf an bezahlbarem Wohnraum

Das Thema Wohnungsbau wurde auch beim Branchentreff “Netzwerk Bau” am Abend nach dem ersten bautec-Messetag kontrovers diskutiert. Da allein in Berlin ein Bedarf von mindestens 100.000 neuen Wohnungen in den kommenden fünf Jahren ist, bringt es Prof. Dr.-Ing. Engelbert Lütke Daldrup, Staatssekretär für Bauen und Wohnen in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt des Landes Berlin, auf den Punkt: “Es geht nicht darum, Wohnungen zu bauen, es geht darum, kostengünstige Wohnungen zu bauen.”

Steht der Plattenbau vor einer Renaissance?

Bundesweit werden jährlich rund 350.000 neue Wohnungen benötigt. Diese gewaltige Anzahl sei nur mit großem Investitionsaufwand realisierbar, bestätigte auch Max Bögl, Gesellschafter der gleichnamigen Unternehmensgruppe. Auch wenn sein Unternehmen auf Modulbausystem spezialisiert sei, könne er nur mit ungefähr 1.200 bis 1.400 Wohnungen zur Deckung des Bedarfs beitragen. Einen deutlich größeren Beitrag wird eher der Holzbau leisten. “Die gesamte Holzbaubranche ist gut aufgestellt und in der Lage, 100.000 Wohnungen und mehr pro Jahr zu bauen”, erklärt Erwin Taglieber, Präsident des Deutschen Holzfertigbau-Verbandes. Gleichzeitig sieht er aber noch große Herausforderungen, wie die Anpassung rechtlicher Grundlagen und Bereitstellung preiswerten Baulands. Gerade deshalb sieht Florian Pronold, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) keine Veranlassung, neue Grundstücke zu erschließen. Vielmehr müsse es um die intelligente Nachverdichtung gehen, bei der alle Beteiligten ihren Anteil beitragen müssen. Laut Lütke Daldrup sei dabei die einseitige Anwendung einer einzelnen Bauweise wie der seriellen nicht ratsam. Vielmehr würden sich auf großen Flächen eher Mischformen anbieten, bei der Wiederholung sinnvoll wäre und nicht jedes Gebäude architektonisch anspruchsvoll sein müsse. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries, geht sogar noch einen Schritt weiter und formuliert es deutlich: “Ich wage die Prognose, dass der Plattenbau vor einer Renaissance steht.”

Nachwuchsgewinnung und Fachkräftesicherung ist große Herausforderung

Große Bedeutung legten die Veranstalter der bautec ebenfalls auf das Thema Nachwuchsgewinnung und Fachkräftesicherung. Aufgrund des wachsenden Fachkräftemangels ist es bekanntermaßen eine wichtige Aufgabe, Nachwuchskräfte für die Baubranche zu begeistern und gleichzeitig eine große Herausforderung, Fachkräfte zu halten. Mit einem als “offene Baustelle” konzipierten Messestand lockten die regionalen Bauverbände zahlreiche Messebesucher an, um einfache bauhandwerkliche Tätigkeiten einmal selbst auszuprobieren. “Wer sich für eine Ausbildung am Bau entscheidet, hat gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sehr gute Jobaussichten”, erklärt Reinhold Dellmann, Hauptgeschäftsführer der Fachgemeinschaft Bau.

Im KarriereCenter Bau stellten verschiedene Innungen, Verbände und die Agentur für Arbeit Jobs rund um den Bau vor und informierten über Berufschanchen für potentielle Nachwuchskräfte. Viele Schulen nutzen diese Chancen und boten ihren Schülern die Möglichkeit, die einzelnen Jobs kennenzulernen und einmal praktisch auszuprobieren. Mit einem Informationsgespräch in 35m Höhe demonstrierte die Dachdeckerinnung Berlin den besonderen Reiz des Berufs als Dachdecker. Innerhalb der nächsten drei Jahre wird ein Drittel der Dachdecker altersbedingt in den Ruhestand gehen. Die spektakuläre Werbeaktion sollte dabei helfen, Interesse zu wecken und über die vielfältigen Karrieremöglichkeiten in Berlin als größtem Dachsanierungsgebiet Deutschlands zu informieren. “Wir müssen um qualifizierten Nachwuchs kämpfen”, erklärte auch Werner Loscheider, Referatsleiter Bauwirtschaft im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Schließlich werde der Wettbewerbsdruck zwischen den Branchen weiter zunehmen und müsse durch weitere Investitionen in die Nachwuchsgewinnung begegnet werden.

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