Fliesenlegerhandwerk will Meisterpflicht zurück

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Foto: Roland Riethmüller

Im Handwerk sollte qualifizierte Arbeit an erster Stelle stehen. Solche Qualität hat natürlich auch ihren Preis. Gerade im Fliesenlegerhandwerk werden diese Preise immer wieder stark gedrückt, weil seit dem Wegfall der Meisterpflicht verstärkt minder qualifizierte Fliesenleger am Werk sind, die die Preise teilweise massiv unterbieten. Aus diesem Grund wird die Wiedereinführung der Meisterpflicht seitens des Fliesenlegerhandwerks von der neuen Regierung gefordert.

Seit nunmehr zehn Jahren gilt im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk keine Meisterpflicht mehr. Die Praxis der letzten Jahre zeigt aber immer wieder, dass diese Entscheidung nicht uneingeschränkt positiv war. Dabei ist nicht nur der Nachteil der Betriebe selbst zu beurteilen, sondern auch der der Verbraucher. Letztlich hat die Entscheidung beide Seiten gleichermaßen benachteiligt.

Die im Jahr 2004 umgesetzte Novelle der Handwerksordnung (HwO) hat dafür gesorgt, dass eine Meisterpflicht im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk nicht mehr nötig war. Somit konnten sich Betriebe anmelden, ohne einen Nachweis eines Meisterbriefes vorzuweisen. Infolgedessen gab es einen deutlichen Anstieg der Neugründungen. Waren es im Jahr 2004 noch gut 12.000 Betriebe, ist die Zahl bis Ende 2012 auf 68.000 Betriebe gestiegen. Auch die bestandenen Meisterprüfungen sind in den letzten zehn Jahren stark zurückgegangen. Vor der Novelle der HwO wurden etwa 550 Prüfungen im Jahr bestanden, inzwischen sind es gerade noch gut 100 Prüfungen. Mangels qualifizierter Meister nimmt gleichzeitig auch die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ab, die teilweise sogar nur Ein-Mann-Betriebe darstellen.

Wer nun argumentiert, durch diese Veränderung wären die Preise für die Kunden des Fliesenlegerhandwerks gesunken, der hat Recht. Sowohl die verstärkte Konkurrenz unter einer Mehrzahl an Betrieben, als auch die mitunter geringere Qualifizierung ohne Meistertitel bedingt diesen Umstand. Doch ist der Kunde dennoch nicht immer zufriedener. Denn eins ist sicher, ohne Meisterpflicht sinkt auch die Qualität der ausgeführten Arbeiten.

Es soll ja nun nicht grundsätzlich jeder eingetragene Betrieb ohne Meisterbrief schlecht gemacht werden. Leider gibt es aber in dieser Grauzone einfach zu viele schwarze Schafe, die den Ruf des Fliesenlegerhandwerks immer weiter verschlechtern. Inzwischen ist das Gewerk nicht einmal mehr sonderlich attraktiv für eine Berufsausbildung. Damit fehlt es wieder an qualifizierten Fachkräften.

Für den Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) ist deswegen klar, dass die neue Regierung sich dringend dafür stark machen muss, die Meisterpflicht im Fliesenlegerhandwerk wieder einzuführen. Gleichzeitig fordern sie Einsicht, dass die Novelle der HwO kontraproduktiv war und grundsätzlich weder den fair arbeitenden Betrieben, noch den Kunden hilft. Im Gegenteil, die Ausbeute durch Dumpinglöhne wird immer weiter forciert und gefördert.

Am Ende muss die qualifizierte Arbeit im Vordergrund stehen, die dabei natürlich zu angemessenen Preisen angeboten und ausgeführt werden soll. Nur so wird das Fliesenlegerhandwerk wieder attraktiv und konkurrenzfähig bleiben.

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