Handwerk in Not – fehlende Nachfolger für Betriebsübergaben

Handwerk in Not - fehlende Nachfolger für Betriebsübergaben
Foto: Roland Riethmüller

Viele Betriebe im Handwerk stehen durch den Generationswechsel vor einer schwierigen Situation. Denn laut einer aktuellen Studie wird die Zahl der Unternehmensübergaben im Handwerk in den kommenden Jahren weiter steigen, während die Nachfolge anhaltend rückläufig ist. Aufgrund der zu geringen Anzahl an Nachfolger entsteht folglich daraus eine besorgniserregende Nachfolgelücke. Schwierigkeiten gibt es zudem auch bei der Ermittlung der Unternehmenswerte im klein- und kleinstbetrieblichen Bereich.

Der demografische Wandel führt dazu, dass die Zahl der Betriebs- und Unternehmensübergaben in den kommenden Jahren steigen wird. Das liegt nicht nur an den geburtenstarken Jahrgängen, die aus dem Erwerbsleben ausscheiden, sondern auch daran, dass in Ostdeutschland 30 Jahre nach der Wende zahlreiche Handwerksbetriebe vor einer Übergabe stehen. Gleichzeitig nimmt die Zahl der potenziellen Nachfolger deutlich ab. Aus diesen Gründen sind aktuelle Daten zum Existenzgründungs- und Nachfolgegeschehen notwendig und wichtig, um mit entsprechenden Fördermaßnahmen gegensteuern zu können. Das Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh Göttingen) hat aus diesem Grund eine neue Studie zum Thema „Unternehmensübergaben im Handwerk bis 2030 herausgegeben, die Klarheit bringt.

Die Nachfragelücke könnte das Handwerk bedrohen

Demnach stehen in den nächsten fünf Jahren rund 125.000 Betriebe und 78.000 Unternehmen zur Übergabe an. Es ist zu erwarten, dass dadurch bis zum Jahr 2030 die Zahl der nachfolgebedingten Übergaben schrittweise ansteigen wird. Für das Jahr 2022 wird schon mit 24.000 Betriebsübergaben und mit 15.000 Unternehmensübergaben gerechnet. Im Jahr 2027 wird sich die Zahl auf 27.000 beziehungsweise 17.000 übergabeinteressierte Inhaberinnen und Inhaber erhöht haben. Dabei ist die Suche nach geeigneten Nachfolgern eine große Herausforderung. Daraus ergibt sich eine besorgniserregende Nachfolgelücke. Unter Fortschreibung der derzeitigen Status-quo-Bedingungen, dass keine Maßnahmen und Reaktionen erfolgen, ist davon auszugehen, dass irgendwann Übernahmegründungen ausbleiben. Ein großer Teil der Befragten schätzt daher die Erfolgsaussichten für die Nachfolge nicht besonders positiv ein. In jedem Fall unterschreitet die Zahl der Unternehmensübergabegründungen die Angebote an Unternehmensnachfolgen. Im schlimmsten Fall könnte die Nachfolgelücke unterschätzt werden und damit ein ernstzunehmendes Problem für das Handwerk darstellen.

Verhandlungen bei Betriebsübergaben sind oft schwierig

Hinderlich ist zudem, dass besonders bei den Kleinbetrieben und Kleinstbetrieben die Unternehmenswerte nur schwer zu ermitteln sind. Oft gehen die Meinungen zwischen den Altinhabern und den interessierten Nachfolgern deutlich auseinander. So führt häufig die Ermittlung des Unternehmenswertes zu Uneinigkeit. Zusätzlich werden von den potenziellen Nachfolgern die steuerlichen Aspekte als Hindernis empfunden.

Förderungen schaffen für Altinhaber und Nachfolger

Es sollten also dringend Maßnahmen ergriffen werden, um bürokratische Hürden abzubauen und insgesamt Übernahmegründungen attraktiver zu machen. Das setzt voraus, dass übergabeinteressierte Altinhaber und potenzielle Nachfolger gezielt unterstützt werden und konkrete Förderungen für Übernahmegründungen erhalten. Mit dieser Hilfestellung können geplante Übernahmen künftig besser miteinander abgestimmt werden. Denn nur wenn genügend potenzielle Nachfolger auf übergabewillige Altinhaber treffen, können die Betriebe fortgeführt und der Erhalt des Handwerks gesichert werden.

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