Die Unternehmen im deutschen Bauhauptgewerbe haben im Jahr 2018 insgesamt 14.060 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen und damit 1.100 mehr als im Jahr 2017. Das war die fünfte Erhöhung in Folge. Die aktuellen Zahlen stehen aber auch für eine gelungene Integration von Flüchtlingen und lassen Raum für einen weiteren Anstieg der Ausbildungs- und Beschäftigungszahlen. Trotzdem ist nicht alles rosig in der Baubranche.
Einer der Gründe für die steigende Zahl der Ausbildungsverträge im Bauhauptgewerbe ist die gute Baukonjunktur, erklärt Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie (HDB). Zuletzt meldete der Bauhauptverband im Vergleich von November 2018 zu November 2017 ein Umsatzplus von nominal 11,9 und real 5,5 Prozent. Weitere Gründe für den Anstieg der Ausbildungsverträge seien aus Sicht Babiels eine überdurchschnittliche Ausbildungsvergütung und das sich wandelnde Image der Branche: Der früher als Krisenbranche eingestufte Bausektor werde mittlerweile immer stärker als prosperierende Zukunftsbranche wahrgenommen.
Das kommt auch der Integration von Flüchtlingen zugute. Im Jahr 2018 kamen 2.600 neue Ausbildungsverträge mit Menschen hinzu, die aus Asylherkunftsländern stammen. Die Zahl solcher Ausbildungsverträge hat sich damit auf 4.800 mehr als verdoppelt. Das sei ohne das starke Engagement der Firmen und Ausbildungszentren im Bauhauptgewerbe nicht möglich gewesen, sagt Babiel.
Über 2.000 Ausbildungsplätze blieben unbesetzt
Trotz der gestiegenen Zahl abgeschlossener Ausbildungsverträge bleiben die Herausforderungen hoch. Laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im Dezember 2018 über 2.000 Ausbildungsplätze in der Bauwirtschaft unbesetzt. Weitere Steigerungen sind also möglich. Für Babiel zeigt die Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen, dass die Betriebe des Bauhauptgewerbes „noch deutlich mehr Kapazitäten haben“ und dass der Verband junge Menschen noch besser von den Möglichkeiten des Gewerbes überzeugen muss.
Das Bauhauptgewerbe braucht noch mehr Nachwuchs
Nachwuchs wird im Bauhauptgewerbe trotz steigender Ausbildungszahlen weiterhin dringend benötigt. Die Zahl der in Rente gehenden Arbeitnehmer des Bauhauptgewerbes ist seit Jahren höher als die der neu hinzukommenden Auszubildenden. Im Jahr 2017 standen beispielsweise 11.670 gewerblichen Neuzugängen schätzungsweise 15.500 Arbeiter gegenüber, die in den Ruhestand gegangen sind. Während im Jahr 1997 auf 100 Baufacharbeiter 14 Lehrlinge kamen, waren es im Jahr 2010 nur noch 10,6 und im vergangenen Jahr sogar nur noch 8,4.
Dagegen steigt die Gesamtzahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe seit dem Jahr 2009 kontinuierlich, allerdings ohne das Niveau der 90er Jahre zu erreichen. So prognostizierte der HDB für das Jahr 2018 einen Jahresdurchschnitt der Beschäftigungszahlen von 832.000 und für das laufende Jahr einen weiteren Anstieg auf 850.000. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag die Zahl bei nur 705.000, in den Jahren 1995 bis 2000 dagegen stets bei über einer Million, allerdings mit sinkender Tendenz.