Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, Innovationsfähigkeit und Arbeitsproduktivität – die Baubranche hat zwar durchaus die Chancen der Digitalisierung erkannt, nutzt sie aber erstaunlicherweise dennoch nicht ausreichend. Realisiert werden derzeit lediglich grundlegende Digitallösungen wie eine elektronische Rechnungsstellung oder CAD-Anwendungen. Bauspezifische Technologien werden dagegen eher selten angewendet. Als Hemmnisse für die Digitalisierung sehen Unternehmen der Baubranche den hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand.
Dass die Digitalisierung aktuell eine positive Auswirkung auf ihre Wettbewerbsfähigkeit hat, bejahen 49,3 Prozent der befragten Unternehmen. Das ist das Ergebnis vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim, das im Auftrag vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und in Zusammenarbeit mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen eine Studie mit dem Titel „Zukunft Bau – Beitrag der Digitalisierung zur Produktivität in der Baubranche” vorgestellt hat.
Digitalisierung der Baubranche bestimmt die Zukunftsfähigkeit
Dabei ist sogar die Hoffnung auf die Zukunft noch deutlich größer. Insgesamt 57,5 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit in drei Jahren positiv von der Digitalisierung beeinflusst wird. Noch etwas größer ist die Diskrepanz bei der Einschätzung, welche Auswirkung die Digitalisierung auf den Unternehmenserfolg hat. 46,9 Prozent der Unternehmen sehen bereits jetzt einen positiven Einfluss und 56 Prozent erwarten einen in drei Jahren. Beim Einfluss auf die Innovationsfähigkeit liegt das Verhältnis bei 40,7 zu 48,9 Prozent und beim Einfluss auf die Arbeitsproduktivität bei 40,5 zu 47,3 Prozent.
3D-Scanner und Virtuelle Realität werden noch selten genutzt
Trotz alledem wird die Digitalisierung in der Baubranche noch recht stiefmütterlich behandelt. 38,5 Prozent der Unternehmen in der Baubranche (inklusive Planungsbereich) bedienen sich einer elektronischen Rechnungsstellung. 36.2 Prozent verwenden CAD-Anwendungen. Beide Anwendungen sind damit zwar relativ häufig bei Unternehmen der Branche. Doch echte Innovationen sind eher die Ausnahme. So kommen Virtuelle Realität und 3D-Scanner dagegen noch selten zum Einsatz. 7,5 Prozent der Unternehmen nutzen Virtuelle Realität und nur 2,8 Prozent 3D-Scanner.
Besser schon heute auf konjunkturell schlechtere Zeiten vorbereiten
Auf die Frage, welche Faktoren die erfolgreiche Umsetzung von Digitalisierungsprojekten behindern, nannten 62,4 einen zu hohen Investitionsaufwand. 61,5 Prozent sahen einen zu hohen zeitlichen Aufwand. Prof. Dr. Irene Bertschek, Projektleiterin und Leitung des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“, sieht den zeitlichen Aufwand vor allem bei den in der Baubranche besonders stark vertretenen Kleinstbetrieben als große Hürde. „Dabei wäre es wichtig, sich auf konjunkturell weniger gute Zeiten vorzubereiten und gerade die Digitalisierung kann dazu beitragen“, so Bertschek.
Ebenfalls oft als hinderlich für erfolgreiche Digitalisierungsprozesse werden zu strikte Datenschutzregeln (57,5 Prozent), ein unzureichender Breitbandausbau (55,6 Prozent) sowie fehlende Standards und Schnittstellen (54,9 Prozent) angesehen. 52,1 Prozent halten es auch für einen Faktor, dass keine Notwendigkeit für Digitalisierungsprozesse besteht.
Weitere Informationen:
Kostenloser Download der Studie vom ZEW