Durch den Wegfall der Meisterpflicht im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk ist die Zahl der nicht-qualifizierten Unternehmen sprunghaft angestiegen und mit ihr die Höhe der durchschnittlichen Schadenssumme bei betroffenen Bauherren. Das ergab eine kürzlich durchgeführte Expertenumfrage unter Sachverständigen, die vermehrt Mängel bei Fliesen- und Natursteinarbeiten sowie Estrichausführen feststellte.
Eine Umfrage unter Sachverständigen des Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerks sowie des Estrich-Handwerks ergab besorgniserregende Ergebnisse. Die Zahl der Streitfälle ist ebenso gestiegen wie die Höhe der Schadenssumme. So gehen die Sachverständigen von einem durchschnittlichen Schaden in der Höhe von 9.000 Euro aus, was im Einzelfall sogar bis auf 93.000 Euro ermittelt wurde. Dies gilt jedoch fast ausschließlich für Handwerksbetriebe ohne ausgewiesene Qualifikation. In der Gruppe der Meister und Gesellen liegt die Qualität der Ausführung unverändert hoch und ist teilweise sogar noch gestiegen.
„Wer Schäden und Ärger vermeiden will, sollte sich unbedingt für einen Meisterbetrieb entscheiden. Nur er steht für qualitativ hochwertige Arbeit,“ kommentiert Dr. Hans-Hartwig Loewnstein, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), die Expertenstudie. Der Meisterbetrieb steht immer noch für qualitativ hochwertige Arbeit. Darüber hinaus wird die Zahl der Meisterbetriebe in Zukunft stark minimiert, wenn man sich gegen sie entscheidet. Denn da nicht qualifizierte Unternehmen in der Regel nicht ausbilden, geht mittel- und langfristig das nötige Know-How verloren und damit auch die gut ausgebildeten Fachkräfte der Meisterbetriebe.
Die geschilderte Entwicklung ist auf die Novellierung der Handwerksordnung im Jahr 2004 zurückzuführen. Damals wurde die Meisterpflicht im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk sowie dem Estrichhandwerk abgeschafft. Durch die fehlende Notwendigkeit eines Nachweises über die qualifizierte Ausübung des jeweiligen Handwerks stieg die Anzahl der Betriebe sprunghaft an. Während sich Ihre Zahl im Fliesenhandwerk von ca. 12.000 auf über 50.000 Handwerksbetriebe verfünffachte, stieg sie im Estrichlegerhandwerk auf fast 5.000 und damit um über 240% an.
„Hier müssen wir mit einer Qualitätsoffensive gegensteuern,“ zeigt sich Dr. Loewenstein kämpferisch und fordert, dass diese negative Entwicklung, die nicht zuletzt auch dem Verbraucher schadet, durch eine Wiedereinführung der Meisterpflicht verhindert werden muss.