Auch wenn die Zahlen leicht rückläufig sind, am Bau ist Schwarzarbeit noch immer ein akutes Problem. Laut einer aktuellen Studie werden demnach rund ein Drittel des Gesamtumsatzes in der Bauwirtschaft schwarz erbracht. Dabei verschaffen sich Bauunternehmen, die Billigkräfte aus dem osteuropäischen Ausland beschäftigen, einen klaren Wettbewerbsvorteil. Auch die Öffentliche Hand nutzt Schwarzarbeit, um die Kosten zu beherrschen.
Durchschnittlich jede dritte Stunde auf dem Bau wird schwarz gearbeitet. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Prof. Friedrich Schneider, der basierend auf den Zahlen der Jahre 2014 bis 2018 im Auftrag von “ZDFzoom” eine Studie zur Schwarzarbeit in Deutschland erstellt hat. Selbst konservativ geschätzt wird immer noch jeder vierte Stunde schwarz oder halblegal gearbeitet, erklärt Schneider: „Indem etwa eine rumänische, bulgarische oder kroatische Baufirma nach Deutschland kommt und bestimmte Dienstleistungen anbietet und dann sagt: Die Steuern werden alle korrekt im Heimatland abgeführt. Beziehungsweise: Ich bezahle meine Arbeiter hier mindestens nach Mindestlohn.” Dabei wissen viele Subunternehmer, dass das in den seltensten Fällen kontrolliert wird.
Ein Drittel der Umsätze am Bau wird schwarz erwirtschaftet
In der Baubranche beträgt der Gesamtumsatz 241 Milliarden Euro. Der Anteil der Schattenwirtschaft ist dabei sehr groß und liegt im Schnitt bei rund einem Drittel. So sieht Schneider die Obergrenze bei 102 Milliarden Euro, die Untergrenze bei 65,7 Milliarden Euro. Dass die Bauwirtschaft für illegale oder halblegale Arbeiten so anfällig ist, hat seinen Grund. Üblich ist, dass viele Aufträge an ganze Ketten von nachgelagerten Subunternehmen vergeben werden. Was davon illegal ist, lässt sich kaum kontrollieren.
Die Öffentliche Hand unterstützt Schwarzarbeit, um Kosten einzuhalten
Wenn ein Bauunternehmer Billigkräfte aus Osteuropa holt, dann genießt er einen großen Wettbewerbsvorteil. Das System der Auftragsweitergabe ist so unübersichtlich, dass Sozialabgaben und Steuern vermieden werden können. Dementsprechend bekommen sie als billigster Anbieter dann den Zuschlag. Das gilt aber auch für staatliche Bauprojekte. Der öffentliche Bauherr steht unter starkem Kostendruck. Wird ein Gebäude teurer als geplant, beginnt eine unangenehme öffentliche Diskussion. Aus diesem Grund wird manchmal nicht so genau hingeschaut, wie man das eigentlich müsste. Deshalb sieht der Finanzwissenschaftler den Staat in der Pflicht. Ehrlicher wäre eine Kalkulation, wenn man die Bauten mit den in Deutschland üblichen Abgaben berechnen würde. Doch auch der Staat achtet nur auf sein Baubudget. Würden die Projekte besser kontrolliert werden, dann käme das Projekt gleich teurer. Doch mit dieser Taktik gehen dem Staat viele Steuereinnahmen und Sozialabgaben verloren. Außerdem wird der faire Wettbewerb verzerrt.
Schattenwirtschaft erbringt Leistungen in Höhe von rund 100 Milliarden Euro
Rechnet man zum Bau noch das Handwerk hinzu, dann hat man den größten Anteil an der Schwarzarbeit abgedeckt. Zusammen liegt die Leistung aus der Schattenwirtschaft bei mindestens 81,4 Milliarden und maximal 126,5 Milliarden Euro. Da eine genaue Abgrenzung schwierig ist, kann man von einem Schätzwert der erbrachten Leistungen in Höhe von 100 Milliarden Euro ausgehen.