Welche Kriterien machen echte Standortvorteile aus? Welche Standortfaktoren sind besonders für Handwerksbetriebe wichtig? Diese Fragen hat eine aktuelle Untersuchung geklärt und dabei interessante Ergebnisse hervorgebracht. Denn eine wirtschaftsfreundliche Infrastruktur spielt demnach eine sehr wichtige Rolle und entscheidet unabhängig von Stadt und Land über die Attraktivität einer Region. Auch das Baugewerbe hat teilweise sehr unterschiedliche Anforderungen.
Auf Platz eins der am häufig genannten Faktoren für einen guten Standort steht die Anbindung an das Verkehrsnetz. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Baden-Württembergische Handwerkstags (BWHT) unter 1.500 Handwerksbetrieben zu den wichtigsten Standortvorteilen. Rund 56 Prozent der befragten Betriebe gaben demnach an, dass eine schnelle Erreichbarkeit des Betriebes und der Weg zum Kunden das wichtigste Kriterium sei. Im Bauhauptgewerbe ist dieser Standortfaktor sogar ausgesprochen wichtig und wird von 62,3 Prozent genannt. Auf Platz zwei kommt mit 43 Prozent die gute Telekommunikationsinfrastruktur. Darunter fallen schnelles Internet und der Mobilfunk. Dieser Standortfaktor gewinnt sogar noch an Bedeutung, je weiter ein Betrieb von der Innenstadt entfernt ist.
Zukunftsfähigkeit hängt von der Attraktivität ab
„Hier darf die Politik nicht zusehen. Nur wenn ein Ort attraktiv ist für Unternehmen und deren Mitarbeiter, dann ist er zukunftsfähig”, mahnt BWHT-Hauptgeschäftsführer Oskar Vogel. “Wenn es keine leistungsfähigen Straßen und nur schlechten Handyempfang gibt, siedeln sich keine neuen Betriebe an. Schlimmer noch, bestehende Unternehmen wandern ab. Fachkräfte und ihre Familien wollen in einer solchen Region nicht leben.“ Besonders besorgniserregend sei auch, dass rund fünf Prozent der Betriebe ihren Standort wechseln wollen. Der Hauptgrund dafür sei, dass es am jetzigen Standort keine Erweiterungsmöglichkeiten geben würde.
Den idealen Betriebsstandort bestimmt die Branche
Die Umfrage hat bestätigt, dass die Branche den idealen Standort bestimmt. Die Betriebe in der Stadt haben andere Bedürfnisse als die Betriebe in ländlichen Gebieten. Denn auf dem Land sind andere Dinge wichtiger als in der Stadt. Daher muss die Politik jede Kommune individuell betrachten. Die Schwachpunkte müssen offen gelegt und beseitigt werden. Nur so kann eine zukunftssichere Standortpolitik betrieben werden. Die Forderung ist deshalb berechtigt, handwerksfreundliche Städte und Gemeinden zu schaffen. Die Nähe zu den privaten Kunden und zur Laufkundschaft stand mit 37 Prozent der Befragten auf Platz drei. Eine gute Verfügbarkeit von Fachkräften folgte knapp dahinter mit 34 Prozent. Überraschungen gab es bei der Wichtigkeit der Standortfaktoren für die einzelnen Berufsgruppen. So haben die Handwerker, die den Konsum der Endkunden befriedigen, andere Anforderungen als andere Gruppen. Beim Bauhauptgewerbe liegen die Standortvorteile in erster Linie bei der guten Anbindung ans Straßennetz. Das gilt ebenfalls für das gewerbliche Handwerk. Als gute Standortfaktoren wurden auch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und Stellplätze genannt, die dagegen im Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe überhaupt keine Bedeutung haben.