Immer mehr Handwerksbetriebe schätzen ihre Konjunkturaussichten als schlecht ein. Der Materialmangel und die steigenden Energiekosten senken zunehmend die Baukonjunktur in Deutschland. Besonders in den Gewerken mit privaten Kunden hat sich die Lage dramatisch verschlechtert. Der Auftragseingang ist ebenso rückläufig. Sogar im Bauhauptgewerbe lässt der Optimismus nach. Es wird eine sofortige und unbürokratische Hilfe für das Handwerk gefordert. Denn besonders kritisch wirkt sich aus, dass die Energiekrise primär die bereits geschwächten Unternehmen trifft.
Die Zukunftssorgen im Handwerk werden immer größer. Eine neue Konjunkturumfrage des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT) hat für das dritte Quartal ergeben, dass die Handwerksbetriebe im Land die Lage als zunehmend schwächer beurteilen. Nur noch 59 Prozent der Betriebe schätzen ihre Lage als gut ein. Die steigenden Material- und Energiekosten setzen die Betriebe zunehmend unter Druck. „Die Sorgen im Handwerk werden täglich größer”, bestätigt Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold. “Umso wichtiger, dass gerade energieintensive Betriebe endlich klare Perspektiven erhalten, wie die angekündigten Hilfsprogramme aussehen und die Entlastungsmaßnahmen möglichst bald kommen. Die Zeit drängt.“ Positiv gestimmt sind bisher nur noch die Ausbaubetriebe. Rund 75 Prozent bewerteten ihre Lage als gut. Trotzdem ist auch hier eine Verschlechterung der Stimmung zu verzeichnen, denn im dritten Quartal des Vorjahres lag der Wert noch bei 83 Prozent.
Rückläufiger Auftragseingang bremst die Baukonjunktur
Rückläufig ist auch der Auftragseingang, der sich auf die Baukonjunktur auswirkt. 22 Prozent haben mehr Aufträge an Land gezogen, 30 Prozent beklagen die Auftragsrückgänge. Investitionen werden in dieser Situation nur noch zögerlich getätigt. Der Ausblick auf das vierte Quartal schmälert die Konjunkturaussichten weiter. 25 Prozent erwarten demnach eine weitere Verschlechterung. Die verheerenden Folgen der Energiepreissteigerungen betrifft nicht nur die Bäcker, sondern auch andere Gewerke und lassen alle Alarmglocken klingeln. Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein Neckar-Odenwald fordert eine sofortige und unbürokratische Hilfe durch die Bundesregierung. „Es darf nicht zugewartet werden“, sagt er. „Unsere Betriebe brauchen die Unterstützung jetzt.“ Es sind die verschiedenen Faktoren wie hohe Energiepreise und die hohe Inflation, die zunehmend die Konjunkturaussichten trüben. Dabei beklagt besonders dieses Kammergebiet eine rückläufige Betriebsauslastung. Davon betroffen waren 17 Prozent.
Immer weniger Baugenehmigungen im Wohnungsbau
Allgemein richtet sich das regionale Handwerk folglich auf schlechte Zeiten ein. Dies bestätigt auch eine Umfrage der Handwerkskammer Reutlingen. Anders als üblich hat sich die Auftragslage der Handwerksunternehmen verschlechtert. Die Nachfrage der privaten Haushalte ging deutlich zurück. Das gilt aber auch für den Wohnungsbau, der weniger Baugenehmigungen verzeichnete als im Vorjahr. Die Betriebe haben jedoch noch Überhänge aus den zurückliegenden Monaten und deren Auslastung ist gut. Die wachsende Unsicherheit macht sich jedoch auch hier bemerkbar. Von den befragten Unternehmen will ein Viertel in den kommenden Monaten die Ausgaben reduzieren. Die Erwartungen an die Baukonjunktur haben sich deutlich abgeschwächt. 21 Prozent sind pessimistisch eingestellt. Die Zukunftssorgen sind größer geworden.
Und nun?
Die Medaille hat immer zwei Seiten. In jeder Krise gibt es auch neue Chancen. Die gilt es zu finden.