Rund zehn Millionen Tonnen Gips werden jährlich in der Bauwirtschaft verbraucht. Auf die Branche kommt jedoch eine große Versorgungslücke und damit erhebliche Preissteigerungen zu. Denn mit dem Abschalten der Kohlekraftwerke fällt eine große Rohstoffquelle weg. Recycling wäre eine Alternative, die jedoch bisher kaum Anwendung findet. Mit einem neuen Verfahren sollen künftig Gipskartonplatten vollständig recycelt werden und dabei erheblich Ressourcen und Kosten einsparen.
Der Baustoff Gips wird im Bauwesen in großen Mengen eingesetzt. So finden vor allem beim Bau von Gebäuden Gipskartonplatten häufig Anwendung. Im Schnitt werden dabei rund zehn Millionen Tonnen Gips pro Jahr verarbeitet. Bisher wird die Hälfte des benötigten Gipses in Steinbrüchen abgebaut, wogegen die andere Hälfte bei der Braunkohleverstromung in Kohlekraftwerken gewonnen wird. Doch wenn die Kohlekraftwerke in Zukunft endgültig abgeschaltet werden, kommt eine große Versorgungslücke mit erheblichen Preisanstiegen auf die Bauwirtschaft zu.
Große Chancen durch Recycling von Gips
Die Alternative zur Gewinnung von Gips wäre das Recycling, das bisher jedoch kaum zum Einsatz kam. „Gips zu recyceln wurde bisher stiefmütterlich behandelt, da genug Gips vorhanden war und gipshaltige Abfälle günstig entsorgt werden konnten”, erklärt Wojciech Walica, der im Forschungskolleg Verbund NRW und von Prof. Dr. Sabine Flamme betreut wird. Bisher werden lediglich fünf bis zehn Prozent recycelt. Der Rest landet auf Deponien und Halden im In- und Ausland. Rund 600.000 Tonnen gipshaltige Abfälle könnten recycelt werden.
Komplette Wiederverwertung von Gipskartonplatten
Bei Gipskartonplatten handelt es sich um einen mit Papier ummantelten Gipskern. Bisher wird jedoch nur die Gipsfraktion wiederverwendet. Die Gipsreste am Karton werden bisher nicht recycelt, sondern verbrannt. In Walicas Promotion wird ein Verfahren untersucht, das die Wiederverwertung der kompletten Platten ermöglicht. Dabei wird geprüft, welche Qualität diese aus Recycling hergestellten Gipsfaserplatten haben. Wichtig ist vor allem eine hohe Festigkeit. Außerdem wird überprüft, ob der Recyclingprozess Auswirkungen auf die Qualität des Materials hat und ob diese Platten auch mehrmals recycelt werden können.
Großes Potenzial zur Schonung von Ressourcen
Bei dem neuen Verfahren wird das Material bei hoher Temperatur getrocknet. Denn damit das Material wieder geformt werden kann, muss ihm zunächst das Wasser entzogen werden. Dieser Vorgang wurde bisher nur wenig untersucht. Sollte dies gelingen, wäre das ein großer Beitrag zur Schonung von Ressourcen. In großem Maßstab könnte dann dieses Recyclingverfahren in der Praxis angewendet werden.