Das “abrupte Ende” des erfolgreichen Förderprogramms KfW 455 für altersgerechten Umbau mit barrierereduzierenden Maßnahmen verärgert die Sanitärbranche. Durch eine “Stop-and-go-Förderpolitik” werden lediglich die Beteiligten verunsichert und private Investitionen verzögert oder sogar verhindert. Deutschland braucht eine verlässliche Förderung, um die demografischen Herausforderungen zu meistern. So fordert das Baugewerbe eine Fortsetzung und Aufstockung des Zuschussprogramms.
Aufgrund der hohen Nachfrage nach Zuschüssen für einen barrierefreien und altersgerechten Umbau (KfW 455) waren die Fördermittel bereits seit 22. Juli 2016 aufgebraucht. Das bestätigte die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). So wurden seit Oktober 2014 insgesamt 64.000 Zusagen für 77.000 Wohneinheiten mit einem Volumen von 83 Millionen Euro erteilt. Weitere Förderungen für entsprechende Umbaumaßnahmen im Badezimmer können daher erst mal nicht mehr bewilligt werden.
Große Versorgungslücke bei barrierefreiem Wohnraum
Deutschland steht durch den demografischen Wandel vor einer gesellschaftspolitischen Herausforderung. Laut Statistischem Bundesamt sind heute bereits 17 Millionen Deutsche alter als 65 Jahre. Das entspricht einem Anteil von rund 21 Prozent der Gesamtbevölkerung. Schätzungen zufolge wird dieser Prozentsatz in 15 Jahren knapp 30 Prozent also 22 Millionen ausmachen. Auch die Seniorenhaushalte werden demnach in den nächsten 15 Jahren von 12 auf 15,6 Millionen ansteigen. Beunruhigend ist dabei, dass lediglich etwa 0,7 Millionen Wohnungen barrierefrei gebaut oder umgebaut sind. Das entspricht einer “Versorgungslücke” von mindestens drei Millionen altersgerechter Wohnungen, die durch jährlich fast 200.000 geeignete Wohneinheiten gedeckt werden müssten. Sollte es nicht gelingen, diese Nachfrage zu decken, so müssen sich die Öffentliche Hand wie auch Pflege- und Sozialkassen auf deutlich höhere Kosten einstellen.
Badezimmer ist Kern vom altersgerechten Umbau
Die erfreulich starke Inanspruchnahme der Fördermittel unterstreiche auch die hohe Relevanz, erklärte Jens J. Wischmann, Sprecher der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) und dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Schließlich entfallen fast die Hälfte der geförderten Umbaumaßnahmen auf den Badsektor. Dies bestätigte auch eine repräsentative forsa-Umfrage, nach der das Badezimmer für zwei Drittel der Bevölkerung Priorität beim barrierereduzierenden Umbau hat.
Wiedereinführung und Aufstockung von KfW 455 gefordert
Das unerwartete Ende der Bezuschussung im Rahmen der altersgerechten Umbauten mit Hilfe von barrierereduzierende Maßnahmen im Gebäudebestand verunsichert nun Bürger und Fachbetriebe. Wischmann unterstreicht daher die Bedeutung einer “ebenso gezielten wie verlässlichen staatlichen Förderung” und fordert von der Bundesregierung die Wiedereinführung und Aufstockung des “effizienten Instruments”. Schließlich geht es nach Meinung der Sanitärbranche vor allem um die Sicherstellung einer dauerhaften Förderung als stabiles Planungs- und Investitionstool für den altersgerechten Umbau.