Es sind nicht nur die Preisexplosionen und die gestörten Lieferketten, die der Bauwirtschaft große Probleme bereiten. Immer dramatischer wird der Fachkräftemangel am Bau. Nur durch die Zuwanderung ist das Problem der fehlenden Fachkräfte nicht zu lösen. Vielmehr fehlt es auch an steuerlichen Erleichterungen, die Auswärtstätigkeiten in der Baubranche attraktiver machen. Ebenfalls Nachholbedarf besteht bei der Berufsunfähigkeit und deren finanziellen Absicherung für die Mitarbeiter.
Das Baugewerbe steht vor fast unlösbaren Problemen. Dazu zählten die Preisexplosion und die gestörten Lieferketten. Hinzu kommt noch der Mangel an Fachkräften, der große Sorgen bereitet. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gab für das zweite Quartal 2022 im Baugewerbe bekannt, dass 205.000 Stellen unbesetzt seien. „Der Bau braucht dabei nicht vorrangig Hilfskräfte, sondern dringend gewerbliche Fachkräfte und Spezialisten“, bringt es Michael Gilka, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB), auf den Punkt. „Dazu ist die Bauwirtschaft aber zwingend auf die Unterstützung der Politik angewiesen.“ Die Zuwanderung von Fachkräften müsste erleichtert werden. Ebenso sollte die gewerbliche Ausbildung attraktiver gemacht und handwerkliche Arbeiten in der Gesellschaft aufgewertet werden.
Die Politik hat das Ziel verfehlt und begünstigt den Fachkräftemangel
Inzwischen ist die Lage der Bauwirtschaft prekär. Bereits seit Jahren weiß die Politik, dass der Mangel an Fachkräften immer dramatischer wird. Dennoch tut sich nichts. Trotz vieler Eigeninitiativen haben die Unternehmen Probleme, Fachkräfte zu finden. Das betrifft nicht nur Handwerker, sondern auch LKW-Fahrer und Geräteführer. „Wenn sich nicht bald substanziell etwas tut, werden die ambitionierten Ziele der Politik wie Mobilitäts-, Verkehrs- und Energiewende oder klimagerechte Sanierungen völlig zur Makulatur“, warnt Gilka. Die jährlich versprochenen 400.000 neue Wohnungen seien dann nur noch ein Wunschdenken. Der Fachkräftemangel lässt den Wohnungsneubau nicht zu. Abhilfe könnte durch mehr Zuwanderung kommen. Jährlich bräuchte Deutschland rund 400.000 Zuwanderer. Es fehlt dazu aber die notwendige Anwerberpolitik.
Die Ausbildung in der Bauwirtschaft muss attraktiver werden
Allein durch die Zuwanderung werde der Fachkräftemangel jedoch nicht beseitigt. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen müsse verbessert werden, ebenso sollten ältere Mitarbeiter entsprechend eingesetzt werden. Zudem müssten neben der Rente attraktive Verdienstmöglichkeiten geschaffen werden. Auch die Berufsunfähigkeit und die Absicherung der Arbeitnehmer ist neben dem Fachkräftemangel ein beherrschendes Thema. Heutzutage kann kein Handwerker mehr eine erschwingliche Berufsunfähigkeitsversicherung bezahlen. Diese ist jedoch gegenüber einer Bürotätigkeit extrem wichtig. Die Politik muss darüber hinaus Anreize geben, um die gewerbliche Ausbildung interessanter zu machen. Ebenso muss etwas dafür getan werden, dass handwerkliche Arbeiten mehr Wertschätzung erfahren. Es könne schließlich nicht sein, dass Akademiker jahrelang darauf warten müssen, bis sie endlich ihr Dach repariert bekommen.