Jetzt ist sicher, dass der größte deutsche Baukonzern Hochtief von dem spanischen Rivalen ACS geschluckt wird. Trotz der Schuldenlast von rund neun Milliarden Euro ist es den Spaniern nach eigenen Angeben gelungen, die Mehrheit von Hochtief zu erhalten. ACS habe Hochtief mitgeteilt, dass der Stimmrechtsanteil die Schwelle von 50 Prozent der Hochtief-Anteile überschritten habe, erklärte der Essener Konzern letzte Woche in einer Pflichtmitteilung. ACS kontrolliere danach 50,16 Prozent der Anteile.
Wie von meistertipp schon im Januar berichtet, hatte ACS zum Jahresanfang die entscheidende Hürde von 30 Prozent erlangt. Damit war der Weg frei, um ohne kostspielige Pflichtangebote an der freien Börse weitere Aktienpakete zu erwerben. Vergebens hatte Hochtief-Vorstand Herbert Lütkestratkötter monatelang um die Unabhängigkeit des deutschen Traditionskonzerns gekämpft. Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass es dem Essener Bauriesen wirtschaftlich sehr gut geht. 2010 war ein Rekordjahr für die weltweit 70.000 Beschäftigten. Die Auftragsbücher sind auf allen Kontinenten gut gefüllt und der Konzern steht fast ohne Nettoschulden da.
Nun ist zu fürchten, dass der Konzern von den Spaniern zerschlagen wird. Bleibt abzuwarten ob die Übernahme durch die von Schulden gedrückten Spanier nicht beide Unternehmen in die Tiefe reist. Wie schon bei einigen anderen großen Übernahmen von wirtschaftlich gesunden Konzernen durch ausländische Wettbewerber, hat die deutsche Politik redlich versagt Arbeitsplätze und Steuereinnahmen langfristig im Land zu halten. Auch die Rolle der Gewerkschaftsvertreter beim Übernahmekampf des Essener Traditionsunternehmens ist zu hinterfragen.