Spanier greifen nach Hochtief – dem größten deutschen Baukonzern

Der Präsident des Fußballklubs Real Madrid Herr Florentino Perez ist gleichzeitig Vorstand und Großaktionär der spanischen ACS. Die ACS hält bereits einen Anteil von fast 30 % am größten deutschen Baukonzern. Nun hat ACS eine Beteiligung von längerfristig von knapp über 50 % angekündigt. Die Übernahmeofferte enthält jedoch keinen Aufschlag auf den Börsenkurs von Hochtief. Deshalb wird das erste Angebot wohl kaum auf fruchtbaren Boden fallen.

Hochtief beschäftigt weltweit knapp 47.000 Mitarbeiter: Davon etwa 9.600 im Inland und 37.200 im Ausland. Im Unternehmensbereich Hochtief Construction Services Europe, der vornehmlich das klassische deutsche Baugeschäft darstellt, sind mehr als 8.500 Mitarbeiter beschäftigt. Mit einem Auslandsanteil von mehr als 80 Prozent ist Hochtief auf allen wichtigen Märkten der Welt vertreten. Mit der Tochtergesellschaft Turner stellt der Konzern in den USA die Nummer 1 der General Builder. In Australien ist er über die Beteiligung Leighton Marktführer. Hochtief ist laut ENR-Ranking (Engineering News Record) der internationalste Baudienstleister der Welt.

Offiziell bietet ACS mit der freiwilligen Übernahmeofferte acht eigene Aktien für fünf Hochtief-Anteilsscheine. Das Angebot orientiert sich am Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate, das gesetzlich vorgeschriebene Minimum. Analysten raten Aktionären davon ab, ihre Anteile für das Angebot an ACS abzutreten. So spiegelt das Angebot noch nicht einmal den Wert der Hochtief-Tochter Leighton wider. Mit einer Hochtief-Übernahme erhält der spanische Konzern auch den Zugriff auf die australische Tochter Leighton von Hochtief. Hochtief erzielt mit der australischen Tochter vor allem in Asien und auf dem fünften Kontinent ein rasantes Wachstum. Die spanische ACS dagegen erzielt 85 Prozent seiner Umsätze in Europa.

In der Vergangenheit wurde immer wieder spekuliert, dass ACS Hochtief übernehmen möchte. Der ehemalige Chef von Hochtief Hans-Peter Keitel hatte beim Einstieg der Spanier 2007 betont, ACS habe zugesagt, Hochtief als unabhängiges Unternehmen erhalten zu wollen. Der spanische Konzern beabsichtigte nicht für Hochtief eine vollständige Integration in den Konzern. Es sollte auch weder einen Beherrschungsvertrag noch einen Umzug der Hochtief-Zentrale aus Essen geben. Des weiteren sollte ein erheblicher Streubesitzanteil von Hochtief an der Börse notiert bleiben. Hochtief könne auch seine Marken-Strategie weiter verfolgen, betonte ACS-Chef Perez: „Somit operiert Hochtief in den einzelnen Regionen der Welt auch künftig mit ihren erfolgreichen Marken wie Leighton, Turner und Flatiron.“ Der Präsident des erfolgreichsten Fußballvereins der Welt warb um das Wohlwollen des Essener Managements: „Wir haben in der Vergangenheit sehr eng und konstruktiv mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat von Hochtief zusammengearbeitet und werden beide auch in Zukunft unterstützen.“

Bleibt abzuwarten, wie sich die Eigentümersituation auf die handwerklichen Subunternehmer und Dienstleister auswirkt. Schon heute ist es nicht einfach, für den Bauriesen tätig zu sein. Wie wird es dann erst unter spanischer Leitung, mutmaßen einige Poliere auf einer Frankfurter Großbaustelle von Hochtief.

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