Die Deutsche Umwelthilfe und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) machten kürzlich mit einer eindrucksvollen Präsentation auf die immer noch bestehende Rußpartikelbelastung auf Deutschen Baustellen aufmerksam. Mit einem mobilen Partikel-Anzahlmessgerät verdeutlicht die Allianz anhand zweier dieselbetriebener Baumaschinen, dass die Belastung durch einen Bagger ohne Rußpartikelfilter bis zu zwanzig Mal höher ist als bei einem vergleichbaren Modell mit Rußpartikelfilter.
Rund 30 Prozent der Feinpartikel-Belastung in Deutschen Großstädten ist auf die Bauwirtschaft zurückzuführen, erläuterte Dietmar Schäfers vergangene Woche bei einer Luftmessung an der Großbaustelle zum John F. Kennedy-Haus in Berlin. Und obwohl Dieselabgase nachweislich krebserregend seien und zu Thrombosen und Kreislaufschwierigkeiten führten, werden keine Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und Betroffenen ergriffen, kritisierte der stellvertretende Bundesvorsitzende der IG BAU. Dabei kann bereits mit geschlossenen Dieselpartikelfiltern die Belastung unter die üblich geltenden Grenzwerte gesenkt werden. Schäfers appellierte daher an die Politik, die bisher passive Haltung des zuständigen Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) aufzugeben und aktiv zu werden. Neben der Überarbeitung der Technischen Regeln für Gefahrenstoffe 554, die eine Pflicht zum Einsatz von geschlossenen Rußpartikelfiltern auf halboffenen und geschlossenen Baustellen regelt, sei die Aufnahme von Baumaschinen in die Bundesimmissionsschutzverordnung (35. BimSchV) notwendig, so Schäfers. Da vor allem von der Vielzahl an Altgeräten eine große Gefahr ausginge, sei die finanzielle Förderung der Nachrüstung eine wirksame Maßnahme im Sinne der Umwelt und zum Schutz der Beschäftigten.
Jürgen Resch, der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) erinnerte an den Kampf des Umweltschutzes für Rußpartikelfilter bei Kfz und wundert sich über das Fehlen bei Baumaschinen. „Wir fordern eine flächendeckende Filterpflicht für alle Baumaschinen in Deutschland.“ So sei vor allem auch die bundesweite Aufnahme in die Regelungen für öffentliche Ausschreibungen zum Einsatz von emissionsarmen Baumaschinen sinnvoll, die sowohl bei Bestands- wie auch Neumaschinen gelten müsse.
Die große Gefahr der Partikel in Dieselabgasen besteht im wesentlichen daraus, dass sie trotz ihrer sehr geringen Größe von wenigen Zehntel-Mikrometern Schwermetalle transportieren, welche sie beim Einatmen in den Alveolen der Lunge und über den Blutkreislauf im gesamten Körper verteilt einlagern. „Da Baustellenarbeiter in besonderem Maße Dieselabgasen ausgesetzt sind, leiden sie nahezu doppelt so häufig an Lungenkrebs und chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen als die Allgemeinbevölkerung,“ erläutert Prof. Xaver Baur, Arbeitsmediziner der Berliner Charité.
Und auch Axel Friedrich, Experte für Luftreinhaltung, kennt die Gefahren bei einem längeren Aufenthalt in der Nähe von Baumaschinen ohne Partikelfilter. Die normale Anzahl an Partikeln in Großstädten liegt bei 2-5.000 und können in der Nähe ungefilterter Baumaschinen leicht einen zwanzig mal so hohen Wert einnehmen. So sei zwar durch die Europäische Union durch eine vorgeschriebene Abgasnorm die Anzahl der Partikel reduziert, nicht jedoch die ultrafeinen Partikel berücksichtigt, die durch Partikelfilter wie in der Schweiz bereits vorgeschrieben, herausgefilter werden.