Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks hat die Regierung aufgefordert, familienfreundlichere Rahmenbedingungen für Berufstätige zu schaffen. „Wir sind schon als kleinere Handwerksbetriebe neidisch über den Kindergarten der Bundestagsabgeordneten“, sagte Otto Kentzler am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Kleinere Handwerksfirmen könnten sich das nicht leisten. Es müsste aber mehr unternommen werden, „dass das für jeden möglich ist“. Vor einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Familienministerin Kristina Schröder, appellierte Kentzler, diese Diskussion dürfe nicht in einem Streit über die Finanzierung von Bund oder Ländern enden. „Es müssen ganz klare Ansagen kommen.“
Derweil blickt die deutsche Bauwirtschaft optimistisch ins Jahr. Beim Umsatz im Hoch- und Tiefbau zeichne sich 2011 ein leichtes Wachstum um 1,1 Prozent auf 82,65 Milliarden Euro ab, teilte der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) mit. „Der Umsatzrückgang im öffentlichen Bau wird durch die erwarteten Steigerungen beim Wohnungsbau und Wirtschaftsbau kompensiert“, sagte ZDB-Präsident Hans-Hartwig Loewenstein. Auch 2010 war der Wohnungsbau mit 5,7 Prozent Umsatzplus das Zugpferd. Unter dem Strich wirkte – mit einem Umsatzminus von voraussichtlich 0,6 Prozent – aber noch die Wirtschaftskrise nach.
Der ZDB-Präsident kritisierte EU-Richtlinien zur Arbeitnehmerfreizügigkeit, die vom 1. Mai an auch für viele mittel- und osteuropäischen EU-Staaten gelten. Er fürchte einen Ansturm von Bauarbeitern aus diesen Ländern auf den deutschen Arbeitsmarkt, der zu Preisdumping und dem Verlust von Arbeitsplätzen führe. „Für unsere inländischen mittelständischen Baubetriebe werden sich die Wettbewerbsbedingungen erneut verschlechtern.“