Bisher hatte die Bundesregierung geplant, auch den Wohnraum im Bestand fördern zu wollen. Doch in dem im September vorgestellten Maßnahmenpaket findet diese Planung keine Berücksichtigung. Daher kritisiert die Gewerkschaft das Vorhaben der Bundesregierung, eine Förderung für Modernisierungen, Umbauten und Aufstockungen nur noch für Neubauten und nicht für den Bestand anzubieten. Klimafreundlicher und bezahlbarer Wohnungsbau ist somit nicht möglich. Wieso es zu diesem Kurswechsel kommt, ist nicht nachzuvollziehen.
Umbauten, Modernisierungen und Aufstockungen sollen künftig nur noch bei Neubauten gefördert werden. Das ist das neue Vorhaben der Bundesregierung. Dabei hatte sie ursprünglich angekündigt, auch Bestandswohnungen zu fördern. „Dass die Bundesregierung bei dieser, von ihr selbst als zentral bezeichneten Maßnahme der steuerlichen Begünstigung von Modernisierungen, Umbauten und Aufstockungen im Bestand einfach außen vor lässt, ist ein großer Fehler und nicht nachvollziehbar”, beanstandet Robert Feiger, Chef der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), die neuen Pläne der Bundesregierung. “Angesichts der drastisch gestiegenen Baukosten und der hohen Grundstückspreise könnte eine stärkere Förderung von Umbauten, Aufstockungen und Dachgeschossausbauten gerade jetzt einen wichtigen Beitrag leisten, damit überhaupt noch bezahlbarer Wohnraum entsteht.“ Er betont weiter, dass bei Bestandsumbauten die Infrastruktur bereits vorhanden sei und Grundstücke nicht erst erworben werden müssten. Berechnungen der IG Bau hätten in der Vergangenheit gezeigt, dass bei einem Umbau von Bürogebäuden zu Wohnungen niedrigere Baukosten anfallen, als bei einem Neubau mit gleichem Standard.
Warum die Förderung im Bestand bestehen bleiben sollte
Schon aus ökologischen Gründen sollte das Bauen bei Bestandsgebäuden vorangebracht werden, denn es reduziert auch die Flächenversiegelung. Hinzu kommt, dass die Schaffung von neuem Wohnraum mit einer energetischen Sanierung des Bestandsgebäudes verbunden werden. Die Bundesregierung hatte eben aus diesen Gründen angekündigt, die Schaffung von Wohnraum bei Bestandsgebäuden stärker fördern zu wollen. Warum diese Förderung jetzt nicht umgesetzt werden soll, stößt auch in der Immobilienbranche auf Kritik. Ob dies nur aus Nachlässigkeit oder absichtlich geschehen ist, können nur die zuständigen Ministerien von Klara Geywitz und Christian Lindner beantworten. Einen bezahlbaren und klimafreundlichen Wohnraum zu schaffen, sei damit jedenfalls nicht geholfen.
Hintergrund zur Förderung von Wohnraum
Wohnungsneubauten, deren Bau zwischen dem 30. September 2023 und dem 1. Oktober 2029 begonnen wird und den Effizienzhaus-Standard EH 55 erfüllt, erhalten eine Förderung. Die Investitionskosten können für sechs Jahre mit sechs Prozent im Jahr von der Steuer abgesetzt werden. Diese Förderung soll aber nur für Neubauten gewährt werden. Bei Bestandsgebäuden soll es diese Förderung nicht geben.