Die Baupreise für den Rohbau lagen im August 2023 immer noch höher als im August des Vorjahres. Das liegt aber am Ausbau, der im Vorjahresvergleich noch zugelegt hat. Im Vergleich zu Mai sind die Baupreise leicht gesunken. Die Preissenkung dürfte weniger an den gesunkenen staatlichen Anforderungen liegen. Vielmehr sind der Einbruch der Baugenehmigungen und die sinkenden Auftragseingänge daran beteiligt. Deshalb gehen die Bauunternehmen mit ihren Preisen runter.
Obwohl der Preis für Neubauwohnungen im August 2023 mit 6,4 Prozent noch immer über dem Preis des Vorjahreszeitraums lag, stagnieren die Baupreise im Mai 2023. Die Preiserhöhung beträgt lediglich 0,2 Prozent. Das liegt allerdings am Ausbau, denn hier beträgt die Preiserhöhung neun Prozent. Beim Rohbau von Wohngebäuden sind die Baupreise gegenüber August des Vorjahres nur um 3,1 Prozent gestiegen. Im Vergleich zu Mai 2023 sind sie sogar um 0,6 Prozent gefallen. Seit dem Jahr 2020 ist dies das erste Minus. „Was für Bauherren zunächst ein gutes Zeichen sein mag, ist für die Baubranche kein Anlass zur Entwarnung”, kommentiert der Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), die vom Statistischen Bundesamt kürzlich veröffentlichten Baupreisindizes. “Denn die Preissenkung im Rohbau ist kein Resultat sinkender staatlicher Anforderungen, sondern dem heftigen Einbruch der Baugenehmigungen und Auftragseingänge geschuldet.“
Steigende Insolvenzen durch hohe Baupreise
Diese Entwicklung ist für Wohnungsbauunternehmen bedrohlich. Wenn die Baupreise nicht mehr die Kosten abdecken, kann dies existenzgefährdend sein und sogar eine Insolvenzwelle auslösen. Beim Bau von Gebäuden betrug die Zahl der Insolvenzen im ersten Halbjahr im Wirtschaftszweig Gebäudebau 39 Prozent. Bei den Bauträgern von Wohngebäuden sind die Insolvenzen sogar um 43 Prozent gestiegen. Hinzu kommt außerdem, dass im September jedes vierte Unternehmen beim ifo Konjunkturtest gemeldet hat, dass die Baupreise im Wohnungsbau nicht einmal die Selbstkosten decken würde. Seit dem Jahr 2011 ist das der höchste Wert.
Günstige Zinsen nötig
Müller betont weiter, dass er hoffe, dass sich der Rückgang der Baupreise positiv auf die Nachfrage im Wohnungsbau auswirke. Das Nachfragedefizit wäre dann ausgeglichen, wenn auch nur teilweise. Skepsis gibt es jedoch angesichts der hohen Zinsen. Der Wohnungsbau brauche dringend ein günstigeres Zinsprogramm für den Effizienzstandard EH55. Bereits in Planung befindliche Wohnbauprojekte könnten so angestoßen werden. Dadurch würde Wohnraum geschaffen werden und für die Baubranche gäbe es mehr Planungssicherheit. Das Schlimme an der Situation sei, dass den Geldgebern einfach die Geldmittel wegen der hohen Baupreise fehlen.