Die Corona-Pandemie hat wirtschaftliche Auswirkungen auf viele Unternehmen. Die Existenz vieler Bauunternehmen steht auf dem Spiel. Schließlich helfen volle Auftragsbücher nicht mehr, wenn die Hersteller mit den Lieferungen nicht nachkommen. Nur mit den geeigneten Maßnahmen kann eine Insolvenz abgewendet werden. Daher ist es jetzt besonders wichtig, in den Krisenmodus zu schalten. Vier wesentliche Punkte stehen für die Krisenbewältigung bereit.
Viele Unternehmen in der Bauwirtschaft bangen um ihre Existenz. Es nützt nicht viel, wenn ein Unternehmen zuvor wirtschaftlich sehr gut dastand, warnen Florian Kaiser und Volkard Emmrich von der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner (W&P). Um die Liquidität zu sichern, muss Innerhalb weniger Tage in den Krisenmodus geschaltet werden. Sobald der Betrieb auf den Baustellen unterbrochen wird, muss gehandelt werden. Kurzfristig kann nur ein konsequenter Krisenmodus das Überleben viele Handwerksbetriebe sichern. Für alle zentralen Prozesse und Arbeitsabläufe sind Mengengerüste abzuschätzen und basierend darauf Ertrags- und Verlustquellen zu sortieren. Es geht darum, Standards und Best Practices in den Prozessen bestmöglich zu nutzen, um somit Skalierungseffekte und Effizienzpotenziale trotz geringerem Umsatzniveau zu realisieren. Vier Punkte sollten in Krisenzeiten berücksichtigt werden, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
1. Schutz der Existenz durch Sicherung der Liquidität
Das oberste Ziel ist die Sicherung der Liquidität. Dazu gehören unter anderem unverzüglich das Kurzarbeitergeld zu beantragen, Verhandlungen mit Vermietern oder Leasingfirmen zur Stundung von laufenden Zahlungen zu führen sowie das Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu verschieben. Zusätzlich kann auch der Rettungsschirm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) genutzt werden. Dabei sollte allerdings beachtet werden, dass sich die Rahmenbedingungen ändern können. Die Geschäftsentwicklung sollte für die nächsten 18 Monate realistisch dargestellt werden. Dazu gehören auch die Inbetrachtziehung von Betriebsschließungen.
2. Steigerung der Fähigkeit zum ortsunabhängigen Arbeiten
In Zeiten von Kurzarbeit ist es zudem sinnvoll, die internen Betriebsprozesse genau zu analysieren. Welche Prozesse können remote also ortsunabhängig durchgeführt werden und für welche ist eine Anwesenheit im Büro notwendig? Durch die Klärung der technischen Voraussetzungen und die Abstimmung der Prozesse im Remote-Betrieb können einerseits die Handlungsfähigkeit optimiert werden. Andererseits bietet sich aber auch die Gelegenheit, Effizienzpotenziale und Skalierungseffekte sowie die Entscheidungsfähigkeit im Krisenfall zu steigern. Auch wenn das nicht für die Arbeiten auf der Baustelle zutrifft, so gibt es auch im Handwerksbetrieb durchaus dafür geeignete Tätigkeiten.
3. Redimensionierung des Betriebes und seines Geschäftsmodells
Viele Branchen werden darüber hinaus auch einen Rückgang des Umsatzniveaus verzeichnen. Immobilienkäufe werden zunächst zurückgehen, da viele die Arbeitslosigkeit befürchten. Deshalb empfiehlt es sich, eine Redimensionierung in Betracht zu ziehen. Dazu müssen für alle zentralen Prozesse und Arbeitsabläufe die Mengen neu festgelegt werden und basierend auf diesen neuen Werten besonders ertragreiche und auch defizitäre Bereiche identifiziert werden. Schließlich können trotz der geringeren Umsätze zur Realisierung von Skalierungseffekten und Effizienzpotenzialen die Standards und Best Practices bei Prozessen genutzt werden.
Besonders bei einer coronabedingten Kreditneuaufnahme muss die Kapitaldienstfähigkeit nachgewiesen werden, also ein gesundes Verhältnis von eigenem Gewinn vor Steuern (EBITDA) und Fremdfinanzierung angestrebt werden. Dazu sollte man sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren, möglichst Standardinstumente und -prozesse nutzen und auf alle Überflüssige verzichten.
4. Transformation und stärkere Datennutzung
In Krisenzeiten empfiehlt es sich, Prozesse anzupassen und Daten im gesamten Unternehmen nutzbar zu machen. So können durch eine bessere und schnellere Dateninterpretation in Verbindung mit früherem Wissen bessere Entscheidungen getroffen werden. Insgesamt sollte durch neue Services und Leistungen die Rohertrag erhöht, der Gewinn durch Prozesseffizienz und Ressourceneinsparung verbessert und der Finanzierungsbedarf gesenkt werden.
Grundsätzlich ist es so, dass die Corona-Pandemie nichts an der Lage am Wohnungsbau ändern wird. Nach und nach werden die Investoren wieder zurückkommen und die Nachfrage nach Immobilien wird sich wieder normalisieren, prognostizieren die Experten von W&P. Trotzdem müssen die nächsten Monate konsequent mit Disziplin und Konsequenz überstanden werden. Nur erfolgreiche Unternehmen werden diese Krise überstehen. Es bleibt zu hoffen, dass die Corona-Pandemie so schnell wie möglich eingedämmt wird und die Folgen davon nicht so gravierend sind, wie sie zunächst scheinen. Nur mit einer guten Krisenbewältigung ist das zu schaffen, um nach der Krise gestärkt durchstarten zu können.