Der Mittelstand, von dem rund 85 Prozent der Wohnungen in Deutschland gebaut werden, blickt mit Sorge in die Zukunft. Denn Auftragsstornierungen im Wohnungsbau sind leider keine Seltenheit mehr. Das liegt an den explodierenden Baukosten, an den verschlechterten Finanzierungsmöglichkeiten und an den hohen Materialkosten. Darüber hinaus sind laut dem Statistischen Bundesamt auch die Baugenehmigungen im Juli 2022 gesunken.
Laut dem Statistischen Bundesamt sind im Juli dieses Jahres die Baugenehmigungen von Wohnungen im Vergleich zum Vorjahreswert um 2,2 Prozent zurückgegangen. In Summe sind demnach 216.425 Baugenehmigungen in den ersten sieben Monaten erteilten worden, was einem Rückgang von 2,1 Prozent gegenüber des Vorjahreszeitraums entspricht. Bei Einfamilienhäusern ist die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 16,1 Prozent gesunken. “Auch wenn bei den Mehrfamilienhäusern (+ 7,1 Prozent) die Genehmigungen zulegten: Die Lage der Bauwirtschaft wird schwierig”, warnt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB). Das bestätigt auch der Mittelstand, der rund 85 Prozent aller Wohnungen baut. Mit Sorge blickt dieser in die Zukunft. Denn während es im letzten Jahr noch zehn Milliarden Euro Fördermittel gab, schrumpfte die Fördersumme in diesem Jahr für den Neubau auf nur noch eine Milliarde Euro zusammen. Umso mehr kommt es jetzt darauf an, das Bauen günstig zu machen. Dazu gehören auch schnelle Reformen und zuverlässige Rahmenbedingungen.
Baugenehmigungen sinken, Baden-Württemberg stellt sich gegen den Trend
Im Gegensatz zum Bund präsentiert sich das Land Baden-Württemberg positiv. Die Baugenehmigungen für den Neubau sind im Juli um 11,3 Prozent gestiegen. Doch auch hier verdüstert sich die Lage, denn der positive Trend schützt nicht vor Auftragsstornierungen. Bauherren und Investoren sind durch die hohe Inflation und der gestiegenen Baukosten verunsichert. Es kommt zu immer mehr Auftragsstornierungen. Mit schuld daran ist auch das Förderchaos. Sollten nicht wieder ausreichend Fördermittel bereitgestellt werden, ist mit weiteren Auftragsstornierungen zu rechnen.
Steigende Auftragsstornierungen belasten die Bauwirtschaft
Denn immer häufiger kommt es im Wohnungsbau zu Stornierungen der Aufträge. Im August waren 11,6 Prozent der Unternehmen von den Stornierungen betroffen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo-Institut). „Seit April sehen wir, dass auffällig viele Projekte gestrichen werden”, sagt ifo-Forscher Felix Leiss. “Die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau haben sich in den letzten Monaten massiv verschlechtert: Explodierende Baukosten, steigende Finanzierungszinsen und eingeschränkte Fördermöglichkeiten belasten die Kalkulation potenzieller Bauherren schwer.“ So betont er weiter, dass noch bis vor wenigen Monaten die Weichen auf Wachstum standen. Die Auftragsbücher sind zwar immer noch voll, aber die Betriebe befürchten Geschäftsrückgänge. Der Erwartungsindikator fiel auf minus 48,3 Punkte. Seit Beginn der Erhebung im Jahr 1991 ist das der niedrigste Stand. Obwohl sich die Lieferengpässe gebessert haben, klagen 36,4 Prozent über Lieferprobleme.