Wohnungsbau in Not: dramatischer Rückgang der Baugenehmigungen

Wohnungsbau in Not dramatischer Rückgang der Baugenehmigungen
Foto: Roland Riethmüller

Die Baugenehmigungen für den Umbau und Wohnungsneubau sind im Oktober 2022 drastisch gesunken. Eine Besserung ist im Hinblick auf die stark gestiegenen Baukosten nicht in Sicht. Deshalb führe laut Experten kein Weg am seriellen Bauen vorbei. Seit Beginn des Herbstes verzeichnen die Betriebe zudem vielerorts immer mehr Auftragsstornierungen. Davon besonders betroffen ist vor allem der Wohnungsbau. Entsprechend eingetrübt haben sich die Geschäftserwartungen für das nächste halbe Jahr.

Im Oktober 2022 sind die Baugenehmigungen für den Neubau um 14,2 Prozent zurückgegangen. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres waren es 4,7 Prozent. Das entspricht 297.453 Wohnungen. „Angesichts dieser Entwicklung wird das Festhalten der Politik am 400.000 Ziel zur Farce und ist ein Schlag ins Gesicht derer, die verzweifelt nach einer Wohnung suchen”, mahnt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB). “Insbesondere in Ballungsgebieten ist die Nachfrage nach Wohnraum, aber leider auch der Rückgang der Genehmigungszahlen besonders hoch.“ Im Hinblick auf die hohe Verunsicherung und der stetig steigenden Baukosten sei auch keine Besserung in Sicht. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. Es wird weiter mit sinkenden Baugenehmigungen gerechnet, obwohl der Bedarf weiter anwächst.

Baugenehmigungen sinken trotz hohem Bedarf nach neuen Wohnungen

Müller betont, dass besonders die Länder noch nicht das geliefert hätten, damit bezahlbarer Wohnraum geschafft werden kann. Am seriellen Bauen führe deshalb kein Weg vorbei. Dazu müssten aber die Landesbauverordnungen harmonisiert werden, um mit neuen Baumaterialien Wohnraum zu schaffen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Wohnungsbau in vielen Bundesländern wie auch Baden-Württemberg ins Stocken geraten ist, weil das Bauhauptgewerbe von hohen Auftragsstornierungen betroffen sei. Der Rückgang der Auftragseingänge betrage nominal 23,6 Prozent. Preisbereinigt falle das Minus sogar real bei rund 37 Prozent aus. Zu berücksichtigen sei allerdings der starke Effekt aus dem Vorjahr, als die Deutsche Bahn gleich mehrere Großaufträge vergeben hatte. Das hat die Zahlen im Wirtschaftsbau nach oben springen lassen. Im Oktober lagen die Umsätze in allen Bausparten noch bei plus 3,5 Prozent. Preis- und inflationsbereinigt ergibt das jedoch ein Minus und ändert nichts an den rückläufigen Baugenehmigungen.

Wohnungsbau von hohen Stornierungen betroffen

Seit Herbstanfang klagen die Betriebe über viele Stornierungen. Der Verband bezeichnet dies sogar als Stornierungswelle, die besonders den Wohnungsbau tangiert. Im November waren 16,7 Prozent der Betriebe davon betroffen. Im Oktober betrug der Rückgang 14,5 Prozent. Seit Beginn des Jahres sind rund ein Viertel aller Auftrage storniert worden. Das sei alarmierend. Die Firmen im Wohnungsbau haben zwar noch ein gewisses Auftragspolster, doch die steigenden Baupreise, die geringen Fördermöglichkeiten und die hohen Zinsen belasten das Baugeschäft. Entsprechend eingetrübt sind auch die Geschäftserwartungen am Bau. Rund 63 Prozent der Mitgliedsbetriebe erwarten eine Verschlechterung. Es wird deshalb eine Neuauflage der Förderprogramme gefordert.

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